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Kommentar : Der Schulz-Effekt verpufft im Saarland

Daumen hoch: Annette Kramp-Karrenbauer wird das Saarland weiterregieren. Bild: Maximilian von Lachner

Im Saarland hatte die SPD auf Martin Schulz als ihren Erlöser aus der Koalition mit der CDU gehofft. Ein Riesenfehler: Denn statt mit Lafontaine müssen die Sozialdemokraten nun weiter mit Wahlsiegerin Kramp-Karrenbauer regieren.

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          Noch vor wenigen Monaten deutete nichts darauf hin, dass die erste Landtagswahl des Jahres 2017 zu einem veritablen Aufgalopp für die folgenden Wahlgänge in Schleswig-Holstein und Nordrhein-Westfalen bis hin zu der im September anstehenden Bundestagswahl werden sollte. Doch nach der Inthronisation des Halb-Saarländers Martin Schulz als 100-Prozent-Kanzlerkandidat war auch in dem kleinsten, oft als provinziell geschmähten Flächenland nichts mehr so, wie es lange Zeit schien.

          Zwar hatte sich am unteren Ende der Parteientabelle die FDP schon längst keine Hoffnungen mehr gemacht, die Schmach von 2012 wettzumachen. Im Saarland wurden und würden Freie Demokraten zum Regieren nicht gebraucht. Auch die Grünen wussten schon vor Beginn des öffentlichen Wirkens des sozialdemokratischen Messias aus Würselen, dass es für sie abermals schwer werden würde, die Fünfprozenthürde zu meistern.



          Es spricht Bände über den Zustand der ganzen Partei, dass die aus dem Saarland stammende Grünen-Vorsitzende Simone Peter auch jenseits ihres Heimatverbandes nur noch als Belastung gilt. Über die Piraten, die vor fünf Jahren an der Saar nach Berlin ihren zweiten Triumph feierten, ist die Zeit hinweggegangen – wie vielleicht auch schon über die AfD. Deren Bäume wuchsen an der Saar nicht in den blauen Himmel.

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          Denn Oskar Lafontaines Linkspartei band schon immer einen Großteil des Wählerpotentials der AfD – und konnte diesmal sogar mit der Aussicht auf eine Regierungsbeteiligung werben. Das war vor fünf Jahren ganz anders. Damals hatte die SPD ein Zusammengehen mit „Lafo“ kategorisch ausgeschlossen. Jetzt machten die im Schulz-Rausch vollkommen enthemmte Sozialdemokraten die Saar-Wahl zu einem Plebiszit über die Ambitionen ihres neuen Vorsitzenden auf die Kanzlerschaft. Zugleich sollten die Saarländer über die Machtoption der SPD befinden, zusammen mit der Linkspartei die Union aus der Landesregierung zu drängen.

          Schlagartig ernüchtert: Junge Schulz-Fans in Saarbrücken nach der ersten Hochrechnung für die SPD.
          Schlagartig ernüchtert: Junge Schulz-Fans in Saarbrücken nach der ersten Hochrechnung für die SPD. : Bild: dpa

          Was für ein kapitaler Fehler! Für die CDU-Spitzenkandidatin Annegret Kramp-Karrenbauer, die als Ministerpräsidentin persönlich wie fachlich so unangefochten war wie Winfried Kretschmann, ist der Ausgang dieser Wahl ein Triumph. Die Schulz-SPD hingegen muss fortan damit leben, dass ihr offenbar jedes Mittel recht ist, um die Union und Frau Merkel von der Macht zu verdrängen oder fernzuhalten. Selbst auf die linke Tour.

          Daniel Deckers
          in der politischen Redaktion verantwortlich für „Die Gegenwart“.

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