Vorwahlen in Amerika : Kerry auf Siegestour
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Beim ersten Superwahltag für die Präsidentschaftskandidatur der amerikanischen Demokraten hat Senator John Kerry die Vorwahlen in Arizona, Delaware, Missouri, New Mexico und North Dakota für sich entschieden.
Der amerikanische Präsident George W. Bush muß im Kampf ums Weiße Haus mit einem unangenehmen Gegner rechnen - einem Mann, der für Amerikaner glaubwürdig in jeder Rede von Patriotismus spricht. Senator John Kerry errang bei den Vorwahlen der Demokraten Siege in fünf der sieben Bundesstaaten. „Bush spricht gerne von Stärke, aber er hat das Land schwächer gemacht und gespalten. Wir werden es wieder stärken und einen“, sagte Kerry siegessicher am Dienstag vor seinen jubelnden Anhängern. Umfragen vom Vortag belegen, daß Kerry beste Aussichten auf einen Sieg über Bush hat.
Nach den abermaligen Erfolgen des Vietnam-Helden und erfahrenen Senators aus Massachuchetts sind die Chancen der übrigen Bewerber deutlich gesunken. Der unterlegene Hoffnungsträger aus dem Süden, Senator John Edwards, wird nach dem Triumph in seinem Nachbarstaat South-Carolina und guten Ergebnissen in anderen Staaten Kerry die Herausforderrolle noch streitig machen wollen. Edwards, der aus einfachen Verhältnissen kommt, will als „Mann des Volkes“ gegen den staatsmännisch auftretenden Kerry aus begüterten Verhältnissen von der Ostküste punkten.
Clark siegt knapp in Oklahoma
Hoffnung macht sich noch Ex-Nato-Oberbefehlshaber Wesley Clark, der wie Howard Dean als politischer Außenseiter auftritt und beispielsweise vom Filmemacher und radikalen Bush-Kritiker Michael Moore unterstützt wird. Clark gewann äußerst knapp in Oklahoma und konnte einige zweite Plätze belegen.
Der Wunschgegner von Bush, der zornige Kriegsgegner und Ex-Gouverneur von Vermont, Dean, wartet bei den Vorwahlen weiterhin auf einen Erfolg. „Wir haben einen langen Kampf vor uns“, sprach er sich und seinen Anhängern Mut zu. Aber die Ergebnisse waren ernüchternd. Dean hatte schon in Iowa und New Hampshire gepatzt, obwohl er dort mit seinem üppigen Wahlkampfetat gewuchert hatte.
Lieberman gibt auf
Enttäuscht gab Senator Joe Lieberman auf. 2000 war er noch als „Running Mate“, als zweiter Mann des demokratischen Präsidentschaftskandidaten Al Gore in den Wahlkampf gezogen und hatte dann bitter die umstrittene Wahlentscheidung zu Gunsten von Bush akzeptieren müssen. Nun wollte der konservativ-liberale Intellektuelle selbst siegen. Mit den Worten „Ich respektiere das Votum der Wähler“ gab er auf.
Schon jetzt, zehn Monate vor der Präsidentschaftwahl, zeichnet sich ein schmutziger Wahlkampf ab. Dean, der schon nach seiner ersten Wahlpleite in Iowa mit einer schrillen Rede vor seinen Anhängern die Öffentlichkeit irritiert hatte, tat sich dabei besonders hervor.
Dean verschärft den Ton
Erst unterstellte Dean scheinbar ironisch, Kerry habe sich bei einem kosmetischen Eingriff mit dem Nervengift Botox die Gesichtshaut glätten lassen - obwohl Kerry dies dementiert hatte. Dann beschuldigte Dean Kerry, mehr als jeder andere Senator in Washington Geld von den großen Interessenverbänden genommen zu haben - dabei wirbt Kerry vor allem mit seinem Plädoyer gegen die Interessen des „Big Business“ und gegen die Bush-Politik „für die Privilegierten“.
Die demokratischen Wahlkampf-Strategen erwarten die Konfrontation zwischen dem Vietnam-Kämpfer Kerry und dem Kriegsherrn Bush - und unterstellen dem Republikaner während der Vietnam-Kriegsjahre ein „Deserteur“ (so Michael Moore) gewesen zu sein. Bush soll als Pilot in der Nationalgarde ein Jahr aus unerfindlichen Gründen abwesend gewesen sein - was das Weiße Haus umgehend dementierte. Aber die Parole ist da: Kriegsheld gegen Deserteur.