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In Washington : Demonstranten stürzen Denkmal von Südstaatengeneral

Vom Sockel gerissen: Einzige Statue eines Südstaatengenerals in Washington Bild: AFP

Eine Gruppe von Protestierenden riss eine Statue von Albert Pike vom Sockel und zündete ein Feuer an. Präsident Trump forderte die sofortige Festnahme der Beteiligten – die Polizei tue ihre Arbeit nicht, twitterte er.

  • Aktualisiert am
          2 Min.

          Demonstranten haben die einzige Statue eines Südstaatengenerals in Washington gestürzt. Sie zerrten das 3,4 Meter hohe Standbild von Albert Pike (1809 bis 1891) am Freitag, dem Gedenktag an die Abschaffung der Sklaverei in den Vereinigten Staaten, vom Sockel, zündeten ein Feuer an und riefen: „Keine rassistische Polizei“ und „Keine Gerechtigkeit, kein Frieden“, einen Slogan der Anti-Rassismus-Bewegung Black Lives Matter. Die meisten Demonstranten gingen nach dem Sturz der Statue friedlich in den Lafayette-Park in der Nähe des Weißen Hauses zurück. Die Polizei beobachtete die Szene, griff aber nicht ein.

          Der amerikanische Präsident Donald Trump kritisierte Bürgermeisterin Muriel Bowser und forderte die sofortige Festnahme der Beteiligten. Die Polizei tue ihre Arbeit nicht, twitterte er. Es sei eine Schade für das Land, dass die Statue „verbrannt“ worden sei. Das Strandbild ist aus Bronze; der Schmelzpunkt liegt bei mehr als 800 Grad Celsius.

          Floyds Tod fachte die Debatte wieder an

          Pike hatte im Sezessionskrieg 1861 bis 1865 auf Seiten der Südstaaten gefochten, die für den Erhalt der Sklaverei kämpften. Sie wurde nach dem Sieg der Nordstaaten in den gesamten Vereinigten Staaten aufgehoben.

          Die Aktion ereignete sich am Rande von Protestmärschen zum inoffiziellen Gedenktag „Juneteenth“, der an das Ende der Sklaverei vor nunmehr 155 Jahren erinnert. „Juneteenth“ ist ein Schachtelwort aus den englischen Wörtern für Juni und 19: Am 19. Juni 1865 hatte ein General der Unionstruppen in Galveston im Bundesstaat Texas die Freilassung aller Sklaven verkündet.

          155 Jahre später ist die Debatte um die Verbrechen jener Zeit wieder aktuell: Ausgelöst durch den Tod des Schwarzen George Floyd bei einem brutalen Polizeieinsatz in Minneapolis gehen seit Wochen immer wieder amerikanische Bürger auf die Straße, um gegen systematischen Rassismus und Ungerechtigkeit zu protestieren.

          Von New York bis Los Angeles fanden am Freitag Demonstrationen, gemeinsame Gebete und Feste statt. Tausende Menschen gingen auf die Straße, um an das Ende der Sklaverei vor 155 Jahren zu erinnern. Trump richtete derweil vor seiner ersten Massenkundgebung seit Beginn der Corona-Krise eine scharfe Warnung an potentielle Teilnehmer von Protesten in Tulsa.

          Der demokratische Präsidentschaftskandidat Joe Biden erinnerte die amerikanischen Bürger anlässlich des „Juneteenth“ daran, „dass unser Land zu schlimmster Gewalt und Ungerechtigkeit fähig ist, aber auch eine unglaubliche Fähigkeit besitzt, neu geboren zu werden“.

          Eine gezielte Provokation?

          Trump erklärte: „An diesem 19. Juni verpflichten wir uns, als eine Nation unseren höchsten Idealen getreu zu leben und immer auf ein freieres, stärkeres Land hinzuarbeiten, das die Würde und das grenzenlose Potential aller Amerikaner schätzt.“

          Trump will am Samstag in Tulsa im Bundesstaat Oklahoma seine erste Wahlkampfkundgebung seit der Lockerung der Corona-Restriktionen abhalten – ausgerechnet an jenem Ort, an dem ein weißer Mob 1921 bis zu 300 Schwarze tötete. Kritiker sehen in der Orts- und Terminwahl für Trumps Auftritt eine gezielte Provokation.

          Ursprünglich hatte der Präsident sogar am Sklaverei-Gedenktag in Tulsa auftreten wollen, kurzfristig wurde die Veranstaltung dann um einen Tag verschoben.

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