Wahlen in Amerika : Hat sich Trump vor dem Militärdienst gedrückt?
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Donald Trump Ende der achtziger Jahre: Da war der Vietnamkrieg schon ein paar Jahre vorbei. Bild: AP
Donald Trump entging Ende der sechziger Jahre dem Militärdienst in Vietnam — angeblich wegen eines Fersensporns. Aber die widersprüchlichen Aussagen des Präsidentschaftskandidaten zu seiner Ausmusterung werfen Fragen auf.
Donald Trump ist trotz seines hohen Alters nicht gerade für Wehwehchen oder gar ernsthafte Krankheiten bekannt. Ständig betont der 70 Jahre alte Präsidentschaftskandidat der Republikaner im Fernsehen, wie kerngesund er doch sei. Im Dezember veröffentlichte dann sein persönlicher Arzt einen Brief, in dem er betonte, Trump wäre „der gesündeste Mann, der jemals ins Präsidentenamt gewählt werden würde“. Trump raucht nicht, er trinkt keinen Alkohol.
Ein gesunder Bursche schien Trump auch schon in seinen Schul- und Studienjahren gewesen zu sein. Während seiner Schulzeit auf der „New York Military Academy“ spielte er Baseball, Fußball, und Football. Auch im College war er zwar weniger, aber dennoch sportlich aktiv. Vor diesem Hintergrund wirft ein Bericht der „New York Times“ vom Montag nun Fragen auf, wie Trump dennoch dem Wehrdienst entgehen konnte.
Während seiner Zeit an der University of Pennsylvania, einer amerikanischen Eliteuniversität, konnte er dem Wehrdienst, wie alle anderen Studenten, noch problemlos ausweichen. Denn wer an einer Universität eingeschrieben war, musste während des Studiums nicht für das amerikanische Militär in den Vietnamkrieg ziehen.
Trump weiß die Details nicht mehr
Nach dem Hochschulabschluss stellte ein Arzt bei Trump dann einen Fersensporn fest, somit war der aufstrebende Immobilienunternehmer für den Einsatz im Vietnamkrieg vorerst disqualifiziert. Es sei zwar nur ein „nebensächliches“ Problem gewesen, aber er habe Schwierigkeiten gehabt, längere Strecken zu laufen, sagte Trump der „New York Times“.
Über die Jahre äußerte sich Trump dann immer wieder widersprüchlich zu den Gründen, warum er damals nicht im Vietnam dienen musste. Er habe wohl unter anderem behauptet, durch ein Los dem Wehrdienst entgangen zu sein, dabei begann die Lotterie für das amerikanische Militär erst Monate nachdem Trump die Universitätsausbildung bereits abgeschlossen hatte. Das Zeitfenster passt also nicht.
Auch soll Trump sich nicht mehr genau an die Details der Erkrankung erinnern. Das geht aus mehreren Interviews der Zeitung mit dem Präsidentschaftskandidaten hervor. Er wisse nicht mehr, welcher Fuß betroffen gewesen war und wie lange er unter dem Fersensporn litt. Seinen Bericht zur Ausmusterung musste er auf Anfrage der „New York Times“ erst suchen, später antwortete seine Pressestelle auf Nachfragen der Zeitung nicht mehr.
Nicht der erste, der sich vorm Militärdienst gedrückt hat
Es wäre nicht das erste Mal, dass sich ein Präsident oder Präsidentschaftskandidat um den Militärdienst gedrückt hätte. Auch George W. Bush wird vorgeworfen, sich vor dem Einsatz im Vietnamkrieg gedrückt zu haben. Selbst Bill Clinton, der ehemalige Präsident und Ehemann der demokratischen Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton, musste nicht nach Vietnam. Er wurde nach seinem Studium an der Georgetown University zwar als „geeignet für den Militärdienst“ eingestuft, aber niemals tatsächlich eingesetzt.
Sollte sich Trump tatsächlich um den Militärdienst gedrückt haben, würde das die aktuelle Debatte um seine beleidigenden Kommentare über die Eltern eines gefallenen Soldaten in ein neues Licht rücken. Der Vater des im Irakkrieg gefallenen Hauptmanns Humayun Khan hatte den Republikaner beim Parteitag der Demokraten stark kritisiert und ihm vorgeworfen, „nichts und niemanden geopfert“ zu haben. Seine Frau warf Trump in einem Gastbeitrag für die „Washington Post“ später vor, gar nicht zu wissen, was das Wort „Opfer“ überhaupt bedeute.
Trump selbst hatte auf die Kritik mit Gegenangriffen reagiert und so eine nationale Kontroverse ausgelöst. Er habe „viele Opfer gebracht“, „sehr, sehr hart gearbeitet“ und so Tausende von Arbeitsplätzen geschaffen, sagte Trump in einem Fernsehinterview am Samstag. Den Khans warf er vor, ihren Vortrag von Clintons Redeschreiber verfasst haben zu lassen. Auch suggerierte er in dem Interview, die Mutter des gefallenen Khans habe auf der Bühne nichts gesagt, weil es ihr verboten worden sei.
Seit den Aussagen wurde Trump sowohl von Demokraten, von Kriegsveteranenverbänden als auch von ranghohen Republikanern stark angegriffen. Der witterte daraufhin eine Verschwörungstheorie: Am Montag sagte er bei einer Rede im amerikanischen Bundesstaat Ohio, dass er befürchte, die Wahl im November könne „gefälscht“ werden.