Donald und Melania Trump am Unabhängigkeitstag in Washington Bild: dpa
Donald Trump setzt weiter auf rassistische Appelle und einen Kulturkampf um das Coronavirus. Auch am Nationalfeiertag wollte er vor allem diejenigen aufstacheln, die ihm ohnehin treu ergeben sind.
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Feuerwerk, Barbecue und Parties bis zum nächsten Morgen – wenn es eines gibt, das sich die Amerikaner nicht verderben lassen wollen, dann ist es der 4. Juli. Wer aus politischen Gründen nicht den Unabhängigkeitstag feiern will, begeht eben den nationalen „BBQ Day“, wie der „New York Times“-Kolumnist Charles Blow und viele andere es in den sozialen Medien formulierten. Doch in diesem Jahr ist nichts wie immer.
Der Ort für das große Feuerwerk der Kaufhauskette Macy's in New York wurde nicht verraten, damit die Leute zu Hause vor dem Fernseher blieben. Die Behörden warnten tagelang vor zu leichtsinnigen Parties. Besonders in Bundesstaaten wie Texas und Florida ist der Höhepunkt der Coronavirus-Pandemie noch nicht erreicht.
Einen kümmerte das sichtlich wenig: Donald Trump gab eine Party im Garten des Weißen Hauses, nachdem er am Tag zuvor schon am Nationaldenkmal Mount Rushmore in South Dakota gesprochen hatte. Am Samstag versicherte ein Sprecher des Weißen Hauses, die Regeln des Social Distancing würden bei der Feier beachtet – aber er sagte auch, dass Schutzmasken nicht verpflichtend seien. Dementsprechend wenige Gäste trugen eine.
Das Weiße Haus ignorierte eine Warnung von Muriel Bowser, der Bürgermeisterin von Washington, die kritisierte, dass die Veranstaltung nicht den Empfehlungen der Seuchenkontrollbehörde CDC entspreche. Unter den Ehrengästen waren auch Mitarbeiter von Krankenhäusern, die Coronavirus-Patienten behandeln.
Trump: Kampf gegen „Faschismus von Linksaußen“
Trumps Rede knüpfte an das an, was er am Vorabend in South Dakota gesagt hatte. Er werde nie zulassen, dass ein „wütender Mob“ Statuen im ganzen Land niederreiße und damit versuche „unsere Geschichte auszulöschen, unsere Kinder zu indoktrinieren oder auf unseren Freiheiten herumzutrampeln“, sagte der Präsident.
Am Mount Rushmore hatte er beklagt, es gebe eine „gnadenlose Kampagne“, die damit beschäftigt sei, mit der Geschichte auch die „Werte“ der Amerikaner auszulöschen. Die „heiligsten“ Monumente der Nation seien bedroht. In den vergangenen Wochen hatten Stadtverwaltungen und Institutionen Denkmäler für Sklavenhalter, Konföderierten-Generäle und spanische Eroberer abgebaut, zuletzt etwa ein Reiterstandbild des Südstaaten-Generals Thomas „Stonewall“ Jackson in Richmond in Virginia. Aktivisten hatten Statuen beschädigt und umgestürzt.
Trump beschimpfte an beiden Tagen Demonstrantinnen und Demonstranten, die die Entfernung solcher Denkmäler fordern und seit Wochen gegen Rassismus und Polizeigewalt auf die Straße gehen. Sie hätten „kein Interesse an Gerechtigkeit oder Versöhnung“, sagte er in Washington. In Mount Rushmore hatte er erklärt, man befinde sich im Kampf gegen einen „neuen Faschismus von Linksaußen“ und eine kulturelle Revolution von links wolle die amerikanische Revolution rückgängig machen.
Damit setzte der Präsident fort, was viele Beobachter für seine Wahlkampfstrategie in den kommenden Monaten halten: den Appell an den Rassismus vieler weißer Amerikaner und an die Wut derer, die angesichts der demographischen Veränderungen im Land um ihre Macht fürchten. Trumps Rhetorik erinnerte nicht nur an seine Rede am Tag der Vereidigung 2017, als er von einem „amerikanischen Massaker“ gesprochen hatte, das er beenden wolle.
Trump will Kernwählerschaft mobilisieren
Das bedrohte „Wir“, an das Trump sich richtete, erinnerte auch an die „schweigende Mehrheit“, an die einst Präsident Richard Nixon appelliert hatte – jene implizit weißen Amerikaner, die Ende der sechziger Jahre vor der vermeintlichen Massen-Kriminalität und dem Linksextremismus Angst haben sollten. „Sie“ wollten „uns“ zum Schweigen bringen, lamentierte auch Trump in South Dakota. Doch die mit „Wir“ gemeinten Amerikaner würden ihre „Ehre“ und die Sicherheit und Freiheit ihrer Kinder gemeinsam verteidigen.