Demokraten nach Pennsylvania : Ein bisschen von allem
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Demokratischer Hoffnungsträger in der Mitte: Conor Lamb Bild: AP
Nach dem Wahlsieg von Conor Lamb in Pennsylvania diskutieren Amerikas Demokraten, was der Erfolg für sie bedeutet. Zur Kongresswahl im Herbst ist klar: Die eine Strategie, die in jeder Gegend aufgeht, gibt es nicht.
Am Ende reichte es für Conor Lamb: Der Demokrat hat die Nachwahl im 18. Bezirk von Pennsylvania gewonnen und zieht ins Repräsentantenhaus ein. Lamb wird dort nur für ein paar Monate sein, denn im November ist die Kongresswahl. Der 33 Jahre alte frühere Marine und ehemalige Staatswanwalt vertrat im Wahlkampf gewerkschaftsnahe Positionen – gesellschaftspolitisch wurde er von vielen Beobachtern als eher konservativ eingestuft. Präsident Donald Trump jedenfalls sah darin die Ursache des republikanischen Desasters. Bei einer privaten Fundraising-Party sagte er laut dem Magazin „The Atlantic“: „Der junge Mann, der gestern Abend angetreten ist, sagte sich: ‚Ich bin wie Trump‘.“ Lamb habe sehr nette Sachen über ihn gesagt, meinte der Präsident – insgesamt höre sich der neue Abgeordnete doch an „wie ein Republikaner“.
Die Demokraten diskutieren nun, was Lambs Sieg für ihre Strategie bedeutet. Der Erfolg des gläubigen Katholiken zeigt ihnen vor allem eines: Der Kandidat muss zum Wahlbezirk passen. Die eine Strategie, die überall aufgeht, wird es in einem so vielfältigen Land niemals geben. Lamb hätte in manchen Gegenden wohl keine demokratische Vorwahl gewinnen können. Den New Yorkern wäre er vielleicht intellektuell zu blass gewesen, im Silicon Valley wäre seine Konzentration auf normale Arbeitsverhältnisse nicht gut angekommen, denn die ist dort zunehmend lebensfremd. Aber für seinen Bezirk war er genau der Richtige – und Wahlkreise wie seiner werden entscheidend sein, um die Mehrheiten im Kongress zu verändern.
Im Südwesten von Pennsylvania, wo viele Facharbeiter wohnen, fand Lamb die richtigen Themen und den richtigen Ton. Auch wenn es ihrer Branche schlecht gehen mag: So lange Arbeiter in der Kohleindustrie und anderen Sektoren im Energiebereich ihre Jobs haben, sind sie nicht schlecht dran. Im 18. Distrikt sind die Leute wohlhabender, älter und besser ausgebildet als im Durchschnitt des Bundesstaates. Sie haben häufig feste Verträge, das durchschnittliche Einkommen liegt in der Gegend bei mehr als 60.000 Dollar im Jahr. Und diese Arbeiter sind gewerkschaftlich organisiert. Sie wurden früher von so genannten „blue dog“-Demokraten vertreten – die verbanden eine Politik der sozialen Sicherung mit kulturellem Konservatismus und einer eher aggressiven Außenpolitik.
Wahlbeteiligung entscheidend
Dieser Politikertyp verlor auch vor Trump bereits an Boden in der demokratischen Partei, meinen manche Beobachter – andere glauben, dass die konservativeren Wähler der Partei den Rücken kehrten, weil sie Barack Obama zum Präsidenten machte. Auf jeden Fall schaffte es Donald Trump für eine gewisse Zeit, die entstandene Lücke zu füllen. Nun zeigt sich wohl, dass sein ökonomischer Populismus auf Dauer nicht reicht. Seine größten Stimmengewinne machte Lamb aber nicht bei den Arbeitern, sondern bei den Angestellten mit College-Abschlüssen, die in Vorstädten wohnen. Dort war sein größter Wahlhelfer wohl nicht die Gewerkschaft, sondern der Präsident. Diese Wähler sind vor allem unzufrieden mit Trump, sagen Meinungsforscher.