Der Präsident und die Frauen : Sexismus ist Trump
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Beliebter als gedacht? Donald Trump auf einer Veranstaltung in Melbourne, Florida im Februar. Bild: AFP
Die zweifelhafte Äußerung von Donald Trump gegenüber Brigitte Macron ist kein Einzelfall. Immer wieder müssen Frauen sexistische Äußerungen von Trump ertragen – auf Staatstreffen, über Twitter, in Interviews. Wird er es jemals lernen?
Stellen wir uns einmal vor: Frankreichs First Lady, Brigitte Macron, steht in einem figurbetonten weißen Kleid, welches ihren schlanken, durchtrainierten Körper umhüllt, Donald Trump gegenüber. Er mit schwarzem Anzug, weiß-blond zurückgekämmtem Haar und leichter Wohlstandsplauze. Flankiert werden die zwei von der amerikanischen Präsidentengattin Melania und dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron, beide ebenfalls gut trainiert. Brigitte schaut Trump an, lächelt und sagt: „Sie sind in einer tollen Form“, dreht sich fragend zur attraktiven Melania um „Ist er nicht in einer guten physischen Verfassung?“. Lächelnd ruft sie daraufhin zu den zwei Staatsmännern: „Wunderschön. Habt eine tolle Zeit zusammen.“ Reflexartig, hilfesuchend legt Macron Trump einen Arm um die Schulter. Dann verlässt die Gruppe getrenntgeschlechtlich, sichtlich verunsichert, die Treppen des Invalidendoms.
Wäre das eine je vorstellbare Szene? Oder ein wünschenswertes Szenario?
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Nein. Und trotzdem würde es vielleicht helfen, Trump einmal sein Verhalten von einer Gegenperspektive zu verdeutlichen. Denn es scheint manchmal so, als sei sich der amerikanische Präsident gar nicht bewusst, wie sehr er sein gegenüber objektiviert.
Häufig setzt er sexistische Äußerungen jedoch auch ganz bewusst ein – und das nicht erst, seit er Präsident ist. Ob Moderatorin oder Gegnerin im Wahlkampf: Schon in seiner Zeit als Unternehmer und Reality-TV-Star macht Trump keinen Hehl daraus, was Frauen für ihn vor allem anderen sind: ein Objekt.
In einem Gespräch mit einem Reporter, das auf Video aufgenommen wurde und im Wahlkampf für heftigen Wirbel sorgte, sagte Trump 2005 über seine „Wirkung“ auf Frauen:
„Greif ihnen zwischen die Beine. Und dann kannst du ALLES machen.“
In demselben Video erzählte er dem Reporter vom Versuch, eine Frau zum Geschlechtsverkehr zu überreden:
„Ich habe mich an sie rangemacht, bin aber gescheitert“, sagte er. Er habe versucht, „sie zu ficken. Sie war verheiratet.“ Er habe sich hemmungslos („like a bitch“) an sie rangemacht, aber ohne Erfolg. Inzwischen habe die – nicht näher identifizierte – Frau „ihr Aussehen total verändert“. Trumps Beschreibung: „Sie hat jetzt große künstliche Titten und alles.“
Über seine ehemalige Konkurrentin im Wahlkampf, die frühere Hewlett-Packard-Chefin Carly Fiorina, sagte Trump im September 2015 im Vorwahlkampf:
„Seht euch dieses Gesicht an. Würde jemand dieses Gesicht wählen? Könnt ihr euch das vorstellen, das soll das Gesicht des nächsten Präsidenten sein? Ich meine, sie ist eine Frau, und ich sollte nichts Schlimmes über sie sagen. Aber wirklich, Leute, kommt schon. Ist das euer Ernst?“
Über die Moderatorin Rosie O’Donnell sagte Trump 2006 in einer Fernsehsendung:
„Rosie ist ekelhaft – innen und außen. Wenn du sie anschaust, ist sie eine Gammlerin. Wie hat sie es überhaupt ins Fernsehen geschafft? Wenn ,The View' mir gehörte, würde ich Rosie feuern. Ich würde ihr direkt in ihr fettes, hässliches Gesicht schauen und sagen ,Rosie, du bist gefeuert.'“
Auch gegenüber O'Donnells Fernsehkollegin, der Fox-Moderatorin Megyn Kelly, wurde Trump im August 2015 ausfällig:
„Man konnte sehen, dass Blut aus ihren Augen kam, Blut kam aus ihr heraus ... wo auch immer.“
Über seine Tochter Ivanka sagte Trump im März 2006 in einer Fernsehsendung:
„Ich glaube nicht, dass Ivanka Nacktfotos im Playboy machen würde. Obwohl sie eine sehr gute Figur hat. Ich habe gesagt, wenn Ivanka nicht meine Tochter wäre, würde ich sie vielleicht zu einem Date einladen.“
Ende Juni 2017, schon als Präsident, sorgte Trump mit einer Äußerung über die Moderatorin Mika Brzezinski für Schlagzeilen:
„Warum waren dann die Verrückte Mika mit dem niedrigen IQ und Psycho-Joe um Silvester drei Abende in Mar-a-Lago und wollten unbedingt zu mir", fragte Trump und sagte: „Sie blutete heftig wegen eines Facelifts. Ich habe Nein gesagt!“
Sexistische Äußerungen, das zeigen diese Beispiele, ist in der Welt des mächtigsten Mannes der Welt alltäglich. Und es spricht nichts dafür, dass sich das bald ändern wird.