Trumps Regierungsbildung : Milliardäre an die Macht
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Trumps zukünftige Bildungsministerin Betsy DeVos soll über 5,1 Milliarden Dollar verfügen. Bild: AFP
Im Wahlkampf versprach Donald Trump, sich als Präsident vor allem für die „kleinen Leute“ einsetzen zu wollen. Jetzt holt er viele Superreiche in sein Team. Ein Widerspruch?
Das Thanksgiving-Wochenende, an dem es viele Amerikaner traditionell etwas ruhiger angehen lassen, verbringt Donald Trump in seinem „Mar-a-Lago“-Club in Florida. Die Personenschützer vom „Secret Service“ mögen den gut abgeschirmten Ort – wenn da nur nicht die anderen Gäste wären. Einhunderttausend Dollar kostet die Club-Mitgliedschaft, dazu etwa vierzehntausend Dollar im Jahr für laufende Kosten und etwa eintausend Dollar pro Nacht, wenn man auf dem Gelände auch nächtigen will. Ja, es ist ein exklusiver Kreis von Wohlhabenden, der den zukünftigen amerikanischen Präsidenten im „Mar-a-Lago“ umgibt.
„Donald Trump mag Milliardäre“, sagt der Präsidentschaftshistoriker und CNN-Kommentator Douglas Brinkley. Er meint nicht die Superreichen in Trumps Resort in Palm Beach, sondern die Menschen, die der Wahlsieger in sein Regierungsteam holt. Etwas mehr als fünfhundert Dollar-Milliardäre gibt es derzeit in den Vereinigten Staaten, gleich vier davon könnten bald am Kabinettstisch des amerikanische Präsidenten sitzen.
Viele Amerikaner reiben sich jetzt verwundert die Augen
Trump selbst verfügt nach eigener Aussage über ein Vermögen von mehr als zehn Milliarden Dollar, auch wenn es das Wirtschaftsmagazin Forbes auf „nur“ 3,7 Milliarden schätzt. Seine zukünftige Bildungsministerin Betsy DeVos soll über 5,1 Milliarden Dollar verfügen. Den Reichtum des 78 Jahre alten Investors Wilbur Ross, der Trumps Wirtschaftsminister werden soll, wird von Forbes auf 2,9 Milliarden Dollar geschätzt. Harold Hamm, Vorsitzender einer Erdölförderungsgesellschaft und heißer Kandidat für das Amt des Energieministers, ist reicher. 15,3 Milliarden Dollar soll sein Vermögen wert sein.
Und das sind nur die Milliardäre. Auch viele Multimillionäre stehen auf Trumps Kabinettswunschliste, darunter die beiden aussichtsreichsten Kandidaten für das Außenministerium, Rudy Giuliani und Mitt Romney, oder der mögliche kommende Finanzminister Steve Mnuchin. Rechnet man alle und alles zusammen, könnte Trumps Administration am Ende bis zu 35 Milliarden Dollar schwer sein, kalkuliert das Magazin „Politico“ und nennt das mit Blick auf das politische Washington „eine atemberaubende Anhäufung von Vermögen, wie es sie in der amerikanischen Geschichte noch nie gegeben hat“.
Washington : Trump holt frühere Rivalin ins Kabinett
„Die vergessenen Männer und Frauen unseres Landes werden nicht länger vergessen sein“, hatte Trump noch in der Wahlnacht verkündet. Es war der Abschluss eines Wahlkampfs, in dem der republikanische Überraschungskandidat sich immer wieder als Anwalt der „kleinen Leute“ inszeniert hatte. Zwar konnte Hillary Clinton, das zeigen Nachwahlbefragungen, die Mehrheit der Stimmen der Amerikaner gewinnen, die weniger als 50.000 Dollar im Jahr verdienen, aber wohl nur, weil in dieser Gruppe überproportional viele Schwarze und Latinos, traditionell Wähler der Demokraten, vertreten sind. Bei den Weißen, die sich ökonomisch abgehängt fühlen, hatte Trumps Kampagne dagegen großen Erfolg.
Viele Amerikaner reiben sich jetzt verwundert die Augen. Zwar überwiegt so kurz nach der Wahl bei den meisten Republikanern noch die Euphorie, doch Trumps Personalentscheidungen sorgen bereits für Unruhe. Zwar hatte niemand damit gerechnet, dass Trump irgendwelche Klassenkämpfer nominieren würde, doch dass mit Steve Mnuchin und dem neuem (und ohnehin sehr umstrittenem) Chefstrategen Stephen Bannon gleich zwei ehemalige Banker von „Goldman Sachs“ in Trumps Regierungsbildungsprozess eine wichtige Rolle spielen, wird sogar in Pro-Trump-Foren im Internet kritisiert. Schließlich hatte er als Kandidat doch der Wall-Street-Elite den Kampf angesagt.