Trumps Abhörvorwürfe : Alles nicht so gemeint?
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Für Trump könnte seine unüberlegte Twitter-Attacke so oder so zu einem Bumerang werden. Zum einen könnte Barack Obama, der über Trumps Angriff nach amerikanischen Berichten so aufgebracht war wie nie zuvor, ihn wegen Verleumdung verklagen – und hätte mutmaßlich gute Chancen auf Erfolg. Viel unangenehmer als die möglichen juristischen sind aber die politischen Auswirkungen der Affäre für Trump. Der Geheimdienstausschuss im Repräsentantenhaus, der ohnehin die mutmaßliche Einflussnahme Russlands auf den amerikanischen Wahlkampf untersucht, will nun auch die Abhörvorwürfe gegen Obama prüfen. Zwei Mitglieder des Ausschusses hatten Trump aufgefordert, bis zum vergangenen Montag Beweise für seine Anschuldigungen vorzulegen; diese blieb Trump aber schuldig. Bei einer öffentlichen Anhörung sollen am 20. März dann unter anderem FBI-Chef James Comey, NSA-Direktor Mike Rogers und der frühere Geheimdienstdirektor James Clapper gehört werden.
Für Trump könnte es hässlich werden – so oder so
Sollte Trump die Beweise für seine Vorwürfe gegen Obama auch dann weiter schuldig bleiben, stünde er in einer Dimension als Lügner da, wie es selbst für einen wie ihn beispiellos wäre. Sollten sich hingegen wider Erwarten doch noch Hinweise darauf ergeben, dass seine Telefone tatsächlich abgehört wurden, würde der Präsident wohl erst recht in Schwierigkeiten geraten. Denn in diesem Fall, heißt es in Washington, hätte es mutmaßlich so gravierende Anzeichen für illegale Kontakte nach Russland gegeben, dass Trump endgültig eine Staatsaffäre am Hals hätte, an deren Ende auch ein Impeachment-Verfahren immer wahrscheinlicher würde.
Trump hat also gute Gründe dafür, seine Tweets zu relativieren wie jetzt durch die Anführungszeichen-Argumentation seines Sprechers Spicer. Einen anderen, nicht minder erstaunlichen Versuch unternahm am Wochenende seine Beraterin Kellyanne Conway, die schon öfter durch eine alternative Weltsicht aufgefallen ist. In einem Interview mit der Zeitung „The Record“ aus New Jersey erklärte sie am Sonntag, Trump könne im Wahlkampf durchaus auch mit einer Mikrowelle abgehört worden sein. „In dieser Woche gab es einen Artikel darüber, wie man Menschen durch ihre Telefone, natürlich durch ihre Fernsehgeräte und auf vielen anderen Wegen abhört“, sagte sie der Zeitung. „Und Mikrowellen, die in Kameras umgewandelt werden können. Wir wissen, das ist einfach ein Faktum im modernen Leben.“
Am Montag distanzierte sich Conway wieder von ihrer Aussage – vielleicht, weil sie beim Aufwärmen einer Mahlzeit keine Anzeichen für derartige Fähigkeiten entdecken konnte. Dem Sender CNN sagte sie, sie glaube nun doch nicht mehr, dass Trumps Kampagne per Mikrowelle bespitzelt worden sei. Aber sie sei ja auch nicht „Inspektor Gadget“.