
Kommentar zum Fall Khashoggi : Trump braucht Riad
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Donald Trump Bild: Reuters
Mindestens so verstörend wie die mutmaßliche Ermordung ist für Realpolitiker in Washington der brutale Dilettantismus Saudi-Arabiens.
Amerikas Beziehung zu Saudi-Arabien funktioniert seit jeher nur mit Scheuklappen. Mindestens so verstörend wie die mutmaßliche Ermordung Jamal Khashoggis ist für Realpolitiker in Washington insofern der brutale Dilettantismus, mit dem Riad dabei offenkundig zu Werke ging. Präsident Trump verlangt zwar Aufklärung und hatte früh von „Strafen“ geredet.
Vor der Kongresswahl am 6. November kann es sich selbst der oberste Presseverächter Trump nicht erlauben, über die mutmaßliche Folterung, Tötung und Zerstückelung eines Kolumnisten der „Washington Post“ hinwegzusehen. Doch Trump hat auch den 5. November im Blick: Dann soll sein Kampf gegen Iran mit neuen Sekundärsanktionen in die heiße Phase treten.
Trump hat zu viele potentielle Mitstreiter vergrätzt, als dass er nun auch noch auf die Saudis verzichten könnte – von Amerikas und Trumps arabischen Geschäftsinteressen zu schweigen. Deshalb verwahrt sich der sonst so gern in der Gerüchteküche mitkochende Trump nun gegen „Vorverurteilungen“ und beglaubigt Riads Märchen von der „transparenten Untersuchung“.