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Nominierung von Joe Biden : Nur gegen Trump vereint

Die demokratische Abgeordnete Alexandria Ocasio-Cortez Bild: AFP

Die Demokraten haben Joe Biden offiziell zum Präsidentschaftskandidaten gekürt. Doch der Auftritt der Parteilinken Ocasio-Cortez auf dem Parteitag macht deutlich, welche Probleme im Falle eines Wahlsiegs auf ihn warten.

  • -Aktualisiert am
          4 Min.

          Als Alexandria Ocasio-Cortez geboren wurde, hatte Joe Biden seine erste Bewerbung um die Präsidentschaftskandidatur der Demokraten schon hinter sich. 1989 war das. AOC, wie sie heute genannt wird, wuchs als Tochter von Einwanderern aus Puerto Rico in der Bronx auf. Biden war da bereits ein alter Hase im Senat und nahm als Vorsitzender des Rechtsausschusses maßgeblich Einfluss auf die Bestätigung der Obersten Richter des Landes.

          Majid Sattar
          Politischer Korrespondent für Nordamerika mit Sitz in Washington.

          Als der heute 77 Jahre alte Demokrat erstmals von AOC hörte, im Sommer 2018,  war er gerade dabei, sich auf sein drittes Rennen um das Weiße Haus vorzubereiten. Dass die seinerzeit 28 Jahre alte Kellnerin in den Vorwahlen in ihrem New Yorker Kongressbezirk ein Mitglied der Fraktionsführung in Washington aus dem Feld geschlagen hatte, machte national Schlagzeilen. Inzwischen ist sie ein kleiner Star in der Hauptstadt.  

          Der Anführerin der Parteilinken im Repräsentantenhaus kam am Dienstagabend die Rolle zu, Bernie Sanders auf dem Nominierungsparteitag der Demokraten als Kandidaten vorzuschlagen – wie es die Parteisatzung vorsieht. Sanders? Richtig. Der sozialistische Senator aus Vermont hatte Anfang April zwar seinen Wahlkampf beendet. Er hatte aber angekündigt, dass sein Name auf den Stimmzetteln bleiben werde – um gleichsam über einen Hebel zu verfügen, Einfluss auf die Formulierung des Wahlprogramms nehmen zu können. Das tat er dann auch recht erfolgreich.

          Bei ihrem Auftritt auf dem virtuellen Parteitag, der schon vor einer Woche aufgezeichnet worden war, erwähnte Ocasio-Cortez Biden nicht ein einziges Mal. Anderthalb Minuten waren der jungen Frau zugestanden worden, die es bis dahin vermieden hatte, ihre förmliche Unterstützung für Biden zu erklären. In der Parteilinken hatte der schlanke Rede-Slot für AOC für Unmut gesorgt. Ocasio-Cortez nutzte jedoch ihre Zeit sehr effizient und packte die ganze linke Agenda in ihren kurzen Video-Clip. Sie klagte die Brutalität einer „nicht nachhaltigen Wirtschaft“ an, welche „explosive Ungleichheiten“ belohne. Sie erwähnte noch einmal alle Stichworte der Sanders-Kampagne, in der sie während der Vorwahlen gleichsam als Einheizerin an etlichen College-Orten fungierte: Sie dankte  der Massenbewegung, die dafür gearbeitet habe, einer sozialen Wirtschaft und Menschenrechten – einschließlich verbürgter Krankenversicherung und Hochschulbildung – Geltung zu verschaffen. Einer Bewegung, die für Löhne gestritten habe, von welchen man leben könne, welche zudem die Wunden von Rassismus, Kolonialismus, Frauenfeindlichkeit und Homophobie heilen wolle. AOC schlug Pflöcke ein: Sollte Biden im Herbst Donald Trump schlagen, soll es kein Zurück in die Zeit Barack Obamas geben. Ihre Revolution geht weiter. Wir sprechen uns noch, lautete die Botschaft.

          Ocasio-Cortez vermutete wohl zurecht, dass ihr Auftritt Irritationen hervorrufen würde, viele Anhänger der Demokraten sind schließlich nicht mit den Statuten der Partei vertraut. Kurz nach Ausstrahlung ihrer Videobotschaft schrieb sie auf Twitter: „Wenn ihr irritiert seid, keine Sorge.“ Die Regeln eines Parteitages verlangten die Auszählung der Delegiertenstimmen. Sie sei gefragt worden, Sanders zu nominieren. Sie gratuliere natürlich Joe Biden. Sodann: „Let’s go win in November.“ Und in einem Folge-Tweet fügte sie hinzu: Sie freue sich darauf, mit Biden für die Zukunft zu kämpfen. Soweit war sie bis dahin noch nicht gegangen.

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