Kenosha : Biden fordert Anklage von Polizisten
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Der demokratische Präsidentschaftskandidat Joe Biden Bild: AFP
Nach Donald Trump reist nun auch Joe Biden nach Kenosha. Er will dort die Familie des niedergeschossenen Schwarzen Jacob Blake treffen. Vor der Abreise fordert Biden juristische Konsequenzen für die Polizei.
Der amerikanische Präsidentschaftskandidat Joe Biden wird bei einem Besuch in der Stadt Kenosha die Familie des durch Polizeischüsse schwer verletzten Afroamerikaners Jacob Blake treffen. Bidens Wahlkampfteam kündigte am Mittwoch an, der frühere Vizepräsident werde am Donnerstag in die Stadt im Bundesstaat Wisconsin reisen, die nach den Schüssen auf Blake von teils gewalttätigen Protesten erschüttert worden war. Später bestätigte das Wahlkampfteam ein geplantes Treffen des Demokraten mit der Familie des 29-jährigen Schwarzen.
Biden sprach sich dafür aus, die verantwortlichen Polizisten vor Gericht zu bringen. „Ich denke, sie sollten mindestens angeklagt werden“, sagte Biden über die Polizisten. Die Verfahren sollten ihren Weg durch das Justizsystem nehmen, betonte er zugleich.
Präsident Donald Trump hatte Kenosha am Dienstag besucht, Blakes Familie aber nicht getroffen. Der Republikaner nutzte den umstrittenen Besuch zwei Monate vor der Präsidentschaftswahl vielmehr, um sich abermals als „Präsident von Recht und Ordnung“ in Szene zu setzen: Er stellte sich demonstrativ hinter die Polizei und bezeichnete Ausschreitungen am Rande von Demonstrationen gegen Polizeigewalt und Rassismus als „Inlandsterrorismus“.
Biden gibt sich als Versöhner
Sein Herausforderer Biden wird am Donnerstag gemeinsam mit seiner Frau Jill in die Stadt im Mittleren Westen reisen. Er wolle „Amerikaner zusammenbringen um zu heilen, und die derzeitigen Herausforderungen ansprechen“, erklärte sein Wahlkampfteam. Biden gibt sich in Abgrenzung zu Trump als Versöhner, der die Spannungen im Land abbauen will.
Ein weißer Polizist hatte Blake am 23. August durch sieben Schüsse in den Rücken schwer verletzt. Der abermalige Fall von Polizeigewalt gegen Afroamerikaner löste Proteste aus, die teilweise in Gewalt ausarteten.
Am Rande der Proteste wurden in der vergangenen Woche zwei Menschen erschossen, als Tatverdächtiger wurde ein 17-jähriger Weißer festgenommen. Der mit einem Sturmgewehr bewaffnete Teenager hatte sich offenbar einer selbsternannten Bürgerwehr angeschlossen, die nach eigenen Angaben Geschäfte vor Randalierern schützen wollte.
Kenosha steht beispielhaft für die Spannungen im Land, die Trumps Regierungszeit prägen. Kritiker werfen dem Präsidenten vor, die Spannungen gezielt anzuheizen, um sich im Wahlkampf als Garant für Recht und Ordnung darstellen zu können.
Der Rechtspopulist wirft seinem Herausforderer Biden dagegen Schwäche im Umgang mit Gewalt und Kriminalität vor. Er zeichnet seit Wochen des Schreckensszenario von Chaos und Anarchie, sollte Biden die Präsidentschaftswahl am 3. November gewinnen. In Umfragen liegt der Amtsinhaber derzeit hinter dem früheren Vizepräsidenten.