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Frauen und People of Color : Wen Biden in sein Kabinett der Vielfalt holen könnte

  • Aktualisiert am

Kamala Harris und Joe Biden passieren einander auf einer Bühne im vergangenen August. Bild: Carolyn Kaster/AP

Seine Regierungsmannschaft soll Amerikas Gesellschaft möglichst ähnlich sehen. Nun hat Joe Biden die Qual der Wahl bei der Besetzung von Schlüsselpositionen. Auch alte Weggefährten haben Chancen.

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          Joe Biden versprach früh im Wahlkampf: „Meine Regierung wird wie Amerika aussehen.“ Vielfalt dürfte also das Motto sein, wenn der gewählte Präsident in den kommenden zweieinhalb Monaten bis zur Vereidigung am 20. Januar seine Mannschaft zusammenstellt.

          Spekulationen über mögliche Kandidaten für zentrale Ministerien gibt es seit Wochen. Einfluss auf Bidens Überlegungen dürfte nun haben, dass nach den Wahlen am Dienstag noch nicht entschieden ist, ob die Demokraten auf eine Mehrheit im Senat bauen können, der die Minister bestätigen muss.

          Außenministerium

          Susan Rice (55) ist eine langjährige politische Wegbegleiterin von Biden und Barack Obama. Von 2009 bis 2013 war sie Amerikas Botschafterin bei den Vereinten Nationen, anschließend wurde sie Nationale Sicherheitsberaterin in Obamas Weißem Haus. Ins Amt der Außenministerin schaffte sie es damals nicht: Sie gab ihre Ambitionen nach massiver Kritik von Republikanern auf. Die hatten ihr vorgeworfen, nach einem Angriff auf das amerikanische Konsulat im libyschen Bengasi die Öffentlichkeit zunächst falsch informiert und den Terrorakt heruntergespielt zu haben. Damals waren vier Amerikaner, darunter der Botschafter in Libyen, ums Leben gekommen.

          Für den Posten in Frage kommt auch Antony Blinken (58), der Biden seit langem in außenpolitischen Fragen berät. Er könnte aber auch Nationaler Sicherheitsberater werden. Von 2009 bis 2013 war er Nationaler Sicherheitsberater von Biden, als dieser Obamas Vize war. Weitere Namen sind Ex-Vizeaußenminister William Burns und die Senatoren Chris Coons und Chris Murphy.

          Verteidigungsministerium

          Biden könnte die erste Frau an die Spitze des Pentagons setzen: Michèle Flournoy (59) wurde bereits 2014 als Favoritin für die Nachfolge des damals zurückgetretenen Verteidigungsministers Chuck Hagel gehandelt, trat damals aber nicht für den Posten an. Flournoy war Staatssekretärin im Pentagon und Beraterin der früheren Verteidigungsminister Robert Gates und Leon Panetta.

          Alternativ könnte Biden die Irak-Veteranin Tammy Duckworth (52) im Blick haben, die 2004 im Einsatz ihre Beine verlor. Nachdem sie sich davon erholt hatte, wurde sie Veteranenministerin in ihrem Heimatbundesstaat Illinois, für den sie mittlerweile im Senat sitzt. Sie wurde in Bangkok geboren, ihr Vater war Amerikaner, ihre Mutter chinesischstämmige Thailänderin.

          Weitere Namen sind Jeh Johnson, ein schwarzer Jurist, der unter Obama Heimatschutzminister war, und die Senatoren Chris Coons und Jack Reed.

          Finanzministerium

          Die Wirtschaftswissenschaftlerin Lael Brainard (58), die in Hamburg geboren wurde, gilt als Expertin für Fiskal- und Geldpolitik. Derzeit ist sie eine von fünf Direktoriumsmitgliedern der amerikanischen Notenbank Federal Reserve und diente schon als Staatssekretärin im Finanzministerium. Wegen der möglichen republikanischen Mehrheit im Senat, der alle Minister bestätigen muss, gilt die moderate Demokratin als aussichtsreichere Kandidatin als etwa die Senatorin Elizabeth Warren (71), die sich ebenfalls um die Präsidentschaftskandidatur beworben hatte. Warren vertritt ein linkes Programm. Gegen sie spricht zudem, dass sie ihren Sitz im Senat aufgeben müsste, der dann republikanisch nachbesetzt werden könnte.

          Im Gespräch ist auch Raphael Bostic, der der erste schwarze und schwule Finanzminister wäre. Er ist derzeit Präsident der Atlanta Fed, eine der Regionalbanken der amerikanischen Notenbank.

          Spekuliert wurde auch schon über die frühere stellvertretende Finanzministerin unter Obama, Sarah Bloom Raskin, den ehemaligen Fed-Vizechef Roger Ferguson oder Ex-Notenbankchefin Janet Yellen.

          Justizministerium

          Mit seiner Niederlage im Rennen um seinen Senatssitz ist es wahrscheinlicher geworden, dass Biden Doug Jones (66) für den Posten in Erwägung zieht. Der Demokrat aus Alabama hat eine enge Beziehung zu Biden und wäre eine glaubwürdige Figur, wenn es um Bürgerrechte geht. Seine Ermittlungen als Staatsanwalt in Alabama führten dazu, dass Mitglieder des rassistischen Ku-Klux-Klan Jahrzehnte nach einem tödlichen Bombenanschlag auf eine von Schwarzen besuchte Kirche im Jahr 1963 zur Verantwortung gezogen wurden.

          Als weitere Kandidaten für den Posten gelten Sally Yates, die bis Januar 2017 amtierende US-Justizministerin war, der Vorsitzende der Bundespartei der Demokraten Tom Perez, Sohn von Einwanderern aus der Dominikanischen Republik, oder Xavier Becerra, der 2017 als erster Latino im Amt des kalifornischen Justizministers vereidigt wurde.

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