Trump und Kim Jong-un : „Haben alle eine gute Zeit?“
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Donald Trump und Kim Jong-un in Hanoi Bild: AFP
Beim Abendessen mit Nordkoreas Machthaber gibt Donald Trump den Entertainer. Die Medien „lassen uns sehr gut aussehen”, scherzt er. Doch der Druck der Erwartungen ist ihm anzusehen – genau wie Kim Jong-un.
Der Druck der Erwartungen war Donald Trump und Kim Jong-un anzusehen, als sie am Abend gegen halb sieben Uhr Ortszeit im Metropole-Hotel in Hanoi aufeinandertrafen. Ein kurzer Handschlag, ein gequältes Lächeln, ein paar Worte, die vom Blitzlichtgewitter übertönt wurden. Doch schon wenige Minuten später beim gemeinsamen Abendessen wirkten beide wie gelöst. Der Nordkoreaner strahlte über das ganze Gesicht, Trump gab wie gewohnt den Entertainer. Er scherzte: Die Medien „lassen uns sehr gut aussehen” und fragte: „Haben alle eine gute Zeit?“

Politische Korrespondentin für China, Nordkorea und die Mongolei.
Einmal mehr hob der amerikanische Präsident hervor, dass „unsere Beziehung eine Besondere ist“. Sein Verhältnis zu dem nordkoreanischen Machthaber sei überhaupt „der größte Fortschritt“, den die Verhandlungen bisher gebracht hätten. Innerhalb der ersten halben Stunde nach dem Zusammentreffen kam er gleich dreimal darauf zu sprechen. Er setzte damit den Grundton für diesen zweiten Gipfel: Es geht um Vertrauensbildung. Selbst Kritiker gestehen dem amerikanischen Präsidenten zu, dass die Spannungen zwischen beiden Ländern in den vergangenen Monaten deutlich abgenommen haben.
Wachsende Skepsis gegenüber Trumps Kurs
Doch von dem Gipfel in Hanoi könnte abhängen, ob dies auch in den kommenden Monate so bleibt. Trump muss gleich an zwei Fronten Überzeugungsarbeit leisten. Den Nordkoreaner muss er zu möglichst konkreten Zugeständnissen über Abrüstungsschritte bewegen, ohne den Sanktionsdruck auf Pjöngjang allzu sehr zu lockern. Zugleich sieht er sich im eigenen Land mit einer wachsenden Skepsis gegenüber seinem Nordkorea-Kurs konfrontiert.
Ob er sich von dem Ziel der Denuklearisierung der koreanischen Halbinsel verabschiedet habe, wollte denn auch der Reuters-Korrespondent Jeff Mason von ihm wissen. Trump antwortete für seine Verhältnisse ungewöhnlich kurz: „Nein.“ Zuvor hatte er in einem knappen Verweis auf die kritischen Stimmen in Washington bereits zugestanden, dass „manche Leute“ sich schnellere Fortschritte erwartet hätten. Doch er sei zufrieden.
In den vergangenen Tagen hatte Trump die Erwartungen an das zweite Treffen mit Kim Jong-un deutlich gedämpft. Kurz vor seinem Abflug nach Hanoi hatte er erklärt, schon ein fortgesetzter Verzicht auf Atom- und Raketentests sei aus seiner Sicht ein Erfolg. Fachleute wiesen darauf hin, dass der Teststopp Nordkorea daran hindern könne, insbesondere seine Raketentechnik weiterzuentwickeln. Fachleute bezweifeln, dass Nordkorea bereits jetzt in der Lage wäre, die Vereinigten Staaten mit einer Atomwaffe anzugreifen. Ein Verzicht auf weitere Tests könnte also das Risiko für die Vereinigten Staaten vorerst begrenzen.
Abschied von der Maximalforderung
Die amerikanischen Unterhändler haben sich inzwischen von der Maximalforderung einer raschen kompletten Denuklearisierung Nordkoreas verabschiedet. In den Fokus treten deshalb nun Fragen der Risikominimierung, etwa durch eine Aussetzung der Produktion von spaltbarem Material.
Eine zentrale Rolle bei diesem Gipfel dürfte der Symbolik zukommen. Beide Führer haben erkennen lassen, dass sie sich als Friedensbringer präsentieren wollen. Auf die Frage eines Journalisten, ob bei dem Gipfel ein Ende des seit 1953 eingefrorenen Krieges erklärt werde, erwiderte Trump aber zunächst nur: „Mal sehen.“ Die Verhandlungen am Donnerstag würden zu „einer wunderbaren Situation“ führen. Er hoffe, dass dieser zweite Gipfel „genauso“ ein „Erfolg“ werde wie aus seiner Sicht der erste. „Oder ein noch größerer.“
Auch Kim Jong-un äußerte sich zuversichtlich. „Wir werden einen sehr interessanten Dialog haben“, sagte er. Und versprach, sein Bestes für ein erfolgreiches Ergebnis zu tun. Fragen beantwortete er erwartungsgemäß nicht.
Andeutungen auf konkrete Ergebnisse gab es am Mittwoch zunächst aus keiner der beiden Delegationen. Die Sprecherin des Weißen Hauses, Sarah Sanders, sagte nur so viel: „Wir verhandeln weiterhin Aspekte dieses historischen Gipfels“. Sie kündigte für Donnerstag eine Pressekonferenz. Ob auch Kim Jong-un daran teilnehmen werde, was ein Novum wäre, blieb offen.