Giuliani zu Festnahmen : „Die Anklage kommt zu einem sehr verdächtigen Zeitpunkt“
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In der Anklage taucht der Politiker, an den Parnas und Fruman spendeten, nur als „Kongressabgeordneter 1“ auf. Amerikanische Medien identifizierten ihn anhand von öffentlich zugänglichen Spendenmeldungen als Pete Sessions aus Texas. Er stand dem Regelungsausschuss des Abgeordnetenhauses vor und führte offenbar eine Kampagne gegen die Botschafterin, die Trump loswerden wollte. Im Jahr 2018 schrieb Sessions an den Außenminister Mike Pompeo, er solle Yovanovitch feuern, da sie sich schließlich mit „Abscheu“ über die Regierung geäußert habe. Der ehemalige Abgeordnete, der seinen Sitz im vergangenen November nicht wieder gewinnen konnte, bestätigte nicht, dass er der in der Anklage erwähnte Politiker sei. Er werde sich entschieden gegen alle Vorwürfe des Fehlverhaltens zur Wehr setzen, so Sessions. Er habe Parnas und Fruman getroffen, um über Energiepolitik zu sprechen. Davon vollkommen unabhängig habe er an Pompeo geschrieben, „nachdem mehrere Kollegen im Kongress mir berichtet hatten, dass die Botschafterin in der Ukraine Präsident Trump im Dienst schlechtredete“, hieß es in der Stellungnahme des Texaners.
Parnas und Furman sollen gemeinsam mit zwei anderen angeklagten Männern auch in Bundesstaaten versucht haben, gegen Spenden politischen Einfluss zu kaufen – in Nevada wollten sie ein Geschäft mit Marihuana aufbauen und über dortige Politiker leichter an entsprechende Lizenzen gelangen, berichtete die „New York Times“. Ihr Verfahren findet vor einem Bundesgericht in Virginia statt. Parnas und Fruman werden von Anwälten vertreten, die auch schon für Trumps ehemaligen Kampagnen-Manager Paul Manafort in dessen Verfahren wegen Geschäften in der Ukraine und Steuerbetrugs tätig waren.
Die beiden Angeklagten waren erst in den vergangenen Jahren zu republikanischen Großspendern geworden. Sie waren beide 2018 auf Spenden-Galas von Trump eingeladen. Im vergangenen Frühjahr postete Parnas ein Foto von sich mit dem Präsidenten, um ihm zum Geburtstag zu gratulieren. Dazu schrieb er: „Ich fühle mich geehrt, Sie Mr. President zu nennen!!! Und meinen Freund!!“
Trump selbst sagte am Donnerstag, er kenne weder Parnas noch Fruman, nachdem ein weiteres Foto von ihm mit den Männern bei einer Feier aufgetaucht war. „Ich kenne die beiden Herren nicht. Es kann sein, dass es ein Foto von mir mit ihnen gibt, weil es ein Foto von mir mit jedem gibt“, sagte er. „Ich kenne sie nicht, ich weiß nichts über sie, ich weiß nicht was sie tun, aber ich weiß nicht, vielleicht sind sie Klienten von Rudy. Sie müssten Rudy fragen, ich weiß es einfach nicht.“ Auf die Frage, ob er glaube, dass auch Giuliani angeklagt werde, antwortete der Präsident: „Also ich hoffe nicht. Nochmal, ich weiß nicht, ob er diese Leute kennt.“ Giuliani sagte in einem Interview, er nehme an, dass die beiden unschuldig seien, denn was ihnen vorgeworfen werde, mache keinen Sinn: „Alles was ich Ihnen sagen kann, ist, dass diese Anklage zu einem sehr verdächtigen Zeitpunkt kommt.“
Die Demokraten wollen nun alles über die Rolle von Parnas und Fruman wissen. Schon vor Bekanntwerden der Anklage standen sie als Giulianis Partner auf ihrer Zeugenliste für die Ermittlungen zu einem möglichen Amtsenthebungs-Verfahren gegen den Präsidenten. Parnas sollte eigentlich am Donnerstag befragt werden. Beide haben Vollstreckungsandrohungen erhalten und sollen Dokumente zu ihren Aktivitäten mit Giuliani in der Ukraine vorlegen. Botschafterin Yovanovitch ist für den heutigen Freitag vorgeladen. Weil sie nach wie vor Beamtin des Außenministeriums ist, kann die Trump-Regierung ihre Aussage im Abgeordnetenhaus theoretisch blockieren.