Trump zu Nordkorea : Hemmungslos bloßgestellt
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Schon jetzt würde eine kriegerische Auseinandersetzung nur Verlierer produzieren. Denn militärisch verfügt Kim durchaus über ein ansehnliches Potential. Seine Artillerie kann die südkoreanische Hauptstadt Seoul erreichen und seine Raketen die großen Städte in Japan. Außerdem kann Kim die Granaten und Raketen noch mit chemischen Waffen bestücken, was Millionen Opfer zur Folge hätte. Dass er auch über atomare Kapazitäten verfügt, zeigen die wiederholten Tests von Nuklearwaffen. Am 3. September erfolgte die bislang letzte und stärkste Sprengung. Aus Nordkorea verlautete, es habe sich um den erfolgreichen Test einer Wasserstoffbombe gehandelt. Einen Militärschlag der Amerikaner muss Kim also erst einmal nicht fürchten, wenn die Vereinigten Staaten rational handeln. So ist es nicht verwunderlich, dass die amerikanischen Geheimdienste noch keine Vorbereitungen im Norden der koreanischen Halbinsel festgestellt haben, die auf eine erhöhte militärische Tätigkeit schließen ließen.
Trotzdem kommen Trumps Äußerungen in Nordkorea an. Auf seine Rede vor den Vereinten Nationen, in der er Kim wieder beleidigte und dem Land mit „vollständiger Vernichtung“ drohte, reagierte der nordkoreanische Diktator persönlich. Werden seine Einlassungen sonst immer von den Staatsmedien verbreitet, trat Kim nun selbst vor die Kamera und verlas eine Erklärung, in der er Trump einen „geistesgestörten amerikanischen Greis“ nannte. Der antwortete in einem Tweet, die Nordkoreaner würden nicht „mehr lange da sein“, wenn sie die Politik Kim Jong-uns weiterverfolgten. Der nordkoreanische Außenminister wiederum fasste dies als „Kriegserklärung“ auf und drohte, amerikanische Bomber abzuschießen, auch wenn diese im internationalen Luftraum unterwegs seien.
Doch auch davon lässt sich Trump von seinem Weg augenscheinlich nicht abbringen. Wenige Stunden nach seinen Tweets vom Sonntag legte er nach: „ Es hat in den vergangenen 25 Jahren nichts gebracht, nett zum Raketenmann zu sein, warum sollte es jetzt etwas bringen? Clinton ist gescheitert, Bush ist gescheitert, und Obama ist gescheitert. Ich werde nicht scheitern“, schrieb er auf Twitter.
Sollte er weiter so regieren wie bisher und sein Personal öffentlich desavouieren, könnte das aber durchaus passieren. Rex Tillerson wird sich mit Sicherheit nicht erst jetzt fragen, wie lange er noch auf seinem Posten ausharren will. Nicht nur scheint er bei Trump keinen großen Rückhalt mehr zu genießen, auch das Außenministerium ist zur Zeit nur ein Schatten seiner Selbst, berichten amerikanische Medien. Das sei zum Teil auch auf den Außenminister zurückzuführen, der über keinerlei Erfahrung in einem politischen Amt verfügte, bevor Trump ihn zum Chef des State Department machte. Noch scheint Tillersons Geduldsfaden nicht gerissen zu sein. Er hat schon durchblicken lassen, dass er versuche, die Tweets des Präsidenten zu ignorieren. Ende Juni sagte er im Kongress, was die politischen Ziele angehe, gebe es „keine Lücke“ zwischen ihm und dem Präsidenten. Es gebe lediglich Unterschiede „in der Frage, wie der Präsident diese Politikziele kommuniziert“, so Tillerson.
Angewiesen ist der 65 Jahre alte Tillerson auf seinen Posten nicht. Er war Vorstandvorsitzender des Ölkonzerns Exxon Mobil und ist Multimillionär. Ob der „wunderbare Außenminister“, der lange keinen Chef gewohnt war, sich die wiederholten Zurücksetzungen durch Trump weiter gefallen lassen wird, bleibt fraglich. Er wäre nicht der erste und wahrscheinlich auch nicht der letzte von Trumps Mitarbeitern, der die Regierung vor der Zeit verlässt.