Trump und die Medien : Im Strudel des Show-Präsidenten
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Der Präsident hält Hof: Trump bei der Pressekonferenz im Weißen Haus Bild: EPA
Nach einer denkwürdigen Pressekonferenz fallen die Reaktionen sehr unterschiedlich aus. Trumps Basis jubelt, andere Beobachter sind geschockt. Der Präsident dürfte es genau so gewollt haben.
„Endlich ein Mann, der für das amerikanische Volk kämpft“, jubelt ein Fan bei Twitter. Donald Trump habe mit seinem Auftritt „die Mainstream-Medien endgültig in Brand gesetzt“, freut sich ein anderer. „Jetzt nicht löschen, sondern brennen lassen, bis nur noch Asche übrig ist.“ Das sind nur zwei von tausenden Amerikanern, die sich während Trumps 77(!)-minütiger Pressekonferenz im East Room des Weißen Hauses in den sozialen Netzwerken zu Wort melden. „Wir haben einen Idioten ins höchste Amt gewählt“, empört sich ein Facebook-Nutzer. „Mein elfjähriges Kind kann besser reden als dieser Trottel“, schreibt ein anderer.
Grenzenlose Begeisterung hier, fassungsloses Fremdschämen dort – Reaktionen auf ein denkwürdiges Spektakel, das laut Ankündigung eigentlich nur eine ganz normale Pressekonferenz hätte werden sollen. Den offiziellen Einladungsgrund (die Nominierung des möglichen neuen Arbeitsministers Alexander Acosta) hatte Amerikas Präsident jedoch schnell abgefrühstückt. Dafür gab es dann jede Menge Lob für sich selbst und die Errungenschaften seiner bisherigen Präsidentschaft („Diese Regierung arbeitet wie eine gut abgestimmte Maschine“), versehen mit schier endlosen Attacken gegen Gegner und Kritiker.
Trumps Präsidenten-Show : Höhepunkte der Pressekonferenz
Seine Vorgängerregierung? Habe ihm „im Ausland und daheim“ ein „Chaos“ hinterlassen. Seine frühere Rivalin Hillary Clinton? Habe (wie unfair!) in den Wahlkampfdebatten Fragen vorab zugesteckt bekommen. Er selbst wäre für solch eine Schummelei „auf dem elektrischen Stuhl“ gelandet, so Trump. Und was ist mit den Regierungsmitarbeitern, die in diesen Tagen so viele interne Informationen nach außen geben? Die würden schon bald durch „unsere Leute“ ersetzt werden, erklärt der sichtlich wütende Präsident. Außerdem werde das Justizministerium die „kriminellen Leaks“ genau untersuchen.
Es ist ein atemberaubender Strudel aus Gedankenfetzen, Wahlkampfslogans und programmatischen Ankündigungen. Kaum hat Trump ein Thema gestreift, ist er bereits bei einem anderen Thema angekommen. Nächste Woche werde es eine neue Einreiseverordnung geben, erfahren die Zuhörer an einer Stelle. Drogen seien inzwischen so billig wie Schokoriegel, sagt der Präsident an einer anderen Stelle. Obamas Krankenversicherungssystem sei „ein Desaster“, erklärt er gleich mehrere Male. Ja, man arbeite an einem neuen Gesundheitssystem. Ja, auch an einer Steuerreform werde gefeilt. Im März könnte diese bereits umgesetzt werden. Inhaltliche Details dazu gibt es keine, aber alles werde „sehr gut“ werden, ganz sicher. Dann geht es, gewohnt kryptisch, um Außenpolitik. „Ich muss euch nicht verraten, was ich in Nordkorea machen werde."
So weit, so unklar. Den Großteil seiner Redezeit aber verbringt der Präsident damit, einmal mehr gegen „die unehrlichen Medien“ zu wettern, was insofern für aufgeheizte Stimmung sorgt, als dass er die vermeintlich verlogenen Reporter ja direkt vor sich sitzen hat. Zwar lässt Trump anders als in den letzten Wochen viele Fragen zu, schneidet einzelnen Journalisten aber immer wieder das Wort ab. Er greift sie persönlich an, macht sich über sie lustig („Noch so eine Schönheit“) und wirft ihnen vor, „schlechte“ oder „beleidigende“ Fragen zu stellen.
Trump sagt nachweislich die Unwahrheit
Der Schauspieler Alec Baldwin, der in der Sendung „Saturday Night Live“ Wochenende für Wochenende eine gefeierte Trump-Parodie zum Besten gibt, dürfte sich zu diesem Zeitpunkt schon gefragt haben, wie er nur all diese Vorlagen in einem Sketch verarbeiten soll. „Der Typ ist so aufgedreht vor der Presse“, schreibt Baldwin bei Twitter. „Wie muss er erst hinter verschlossenen Türen sein.“ Der Sender CNN werde ab jetzt von ihm nicht mehr als „Fake News“, sondern als „Very Fake News“ bezeichnet, lässt unterdessen der echte Trump wissen.
Als ihn der NBC-Reporter Peter Alexander mit der Tatsache konfrontiert, dass er zuvor, als er damit geprahlt hatte, sein Sieg im November sei der „größte Electoral-College-Sieg seit Ronald Reagan“ gewesen, nachweislich die Unwahrheit gesagt hatte, fällt Trumps Antwort schmallippig aus: „Das sind die Zahlen, die man mir gegeben hat.“