Donald Trump : Ein bisschen Zuckerbrot und viel Peitsche
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In Phoenix, so hatte das Trump-Lager nach den vielen Äußerungen der vergangenen Wochen und Monaten versprochen, in denen sich der Kandidat immer wieder auch selbst widersprochen hatte, werde Trump die zentralen Positionen seiner möglichen Präsidentschaft detailliert darlegen. Diesem Versprechen allerdings wird er nur teilweise gerecht. Zwar verkündet Trump, dass er mit Hilfe eines Zehn-Punkte-Plans illegale Einwanderung komplett beenden werde. Doch viele der Punkte wiederholen sich oder sind so schwammig formuliert, dass am Ende zwar einige Fragen beantwortet werden, aber weitaus mehr offen bleiben.
Die Grenzmauer? Werde selbstverständlich gebaut und „hundertprozentig“ von Mexiko finanziert. „Sie wissen es noch nicht, aber sie werden bezahlen.“ Flüchtlinge aus Syrien? Sollen draußen bleiben. „Wir wissen nicht, wer diese Menschen sind.“ Kriminelle Ausländer, die illegal im Land leben? Sollen schnellstmöglich deportiert werden. „An meinem ersten Tag im Amt werden diese Leute weg sein.“ Was allerdings genau mit den anderen geschätzten zehneinhalb Millionen illegal Eingereisten passieren soll, die sich bis auf ihren rechtswidrigen Grenzübertritt keine weiteren Straftaten zu Schulden haben kommen lassen und in den Vereinigten Staaten ein ganz normales Leben führen, lässt der Präsidentschaftskandidat offen. Unter keinen Umständen, so Trump, sollten diese Menschen einen legalen Aufenthaltsstatus oder gar eine Staatsbürgerschaft erhalten. Ob er sie allerdings alle aufgespürt und abgeschoben sehen will, wie bereits im Wahlkampf versprochen, darüber spricht Trump dieses Mal nicht.
Gewohnt aggressive Rede
Aber selbst wenn er in diesem einen Punkt vielleicht ein wenig moderater geworden zu sein scheint, ist es alles in allem eine sehr aggressive Rede, die Trump in Phoenix hält. „Eine Migrationsreform hätte einzig und allein das Ziel, das Leben von Amerikanern zu verbessern“, so der 70-Jährige. Ob man nicht gleich auch seine demokratische Rivalin Hillary Clinton deportieren könne, ruft er zudem zur Freude seiner grölenden Anhänger. Sie und Amtsinhaber Obama seien schließlich dafür verantwortlich, dass so viele kriminelle Ausländer in den Vereinigten Staaten ihr Unwesen treiben könnten. Zum Ende seiner Rede holt Trump sogar Menschen auf die Bühne, die Familienmitglieder durch Straftaten verloren haben, die illegal im Land lebende Nicht-Amerikaner verübt haben sollen.
„Nationalismus auf Steroiden“, nennt Trump-Kritiker Bakari Sellers diesen schrillen Auftritt in Phoenix, der so gar nicht zum ruhigen und gemäßigten Ton passen will, den Trump noch am Mittag in Mexiko-Stadt an den Tag legte. Nicht zum ersten Mal hatten Beobachter danach die Vermutung geäußert, Trump wolle zum Ende seines Wahlkampfs wohl mit leisen und vorsichtigeren Positionen um die Gunst der unentschiedenen Wähler in der politischen Mitte werben – weit gefehlt, wie der Abend zeigt.Ob es besonders glaubwürdig ist, dass Trump mal das eine, mal das andere Gesicht auflegt, wird noch bis spät in die Nacht in den Diskussionsrunden vieler amerikanischer Medien diskutiert. Ebenso wie die Frage, ob Trump in Bezug auf den Inhalt des Gesprächs mit Mexikos Präsidenten die Wahrheit gesagt hat.
Eines aber, so viel steht fest, hat der selbst erklärte Mauerbauer in jedem Fall wieder erreicht: Er bleibt im Gespräch.