Antisemitismus in Europa : Trump ist nicht schuld am Hass auf die Juden
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Auch in Berlin protestierten am Wochenende zahlreiche Demonstranten gegen die Anerkennung Jerusalems als Hauptstadt Israels durch die Vereinigten Staaten Bild: Reuters
Die antijüdischen Vorfälle in Berlin und anderen europäischen Städten haben nichts mit Donald Trumps Entscheidung zu tun, Jerusalem als Hauptstadt Israels anzuerkennen. Die wirklichen Ursachen für den europäischen Antisemitismus liegen viel tiefer. Ein Gastbeitrag.
Schweden, so wird gerne gesagt, sei ein sozialdemokratisches Paradies, und die dortige Geschichte der massenhaften muslimischen Einwanderung ein Vorbild, das überall Nachahmung verdiene. Jeder Hinweis auf das Gegenteil gilt von vorneherein als Beleg für Rassismus oder Faschismus. Nach Ansicht der amerikanischen Medienelite, ehemaliger Mitarbeiter der Obama-Regierung und professioneller Friedensaktivisten war Donald Trump die Ursache für die gewalttätigen antijüdischen Ausschreitungen am vergangenen Wochenende in Schweden, wo in Göteborg etwa zwanzig Maskierte eine Synagoge, in deren Keller eine Jugendgruppe Schutz suchte, mit Molotowcocktails bewarfen.
Am Tag zuvor hatten Hunderte Muslime auf den Straßen Malmös demonstriert und Dinge gerufen wie: „Wir wollen unsere Freiheit zurück, und wir werden die Juden erschießen.“ Verantwortlich dafür sei in erster Linie Trumps Ankündigung gewesen, die Vereinigten Staaten wollten Jerusalem als Hauptstadt Israels anerkennen, hieß es danach. Angeblich war Trump auch die Ursache für die Mobs, die am Wochenende in Berlin in Sichtweite des Denkmals für die ermordeten Juden Europas Hizbullah-Fahnen schwenkten und Vernichtungsparolen schrien.
Aber halten wir uns lieber an die Realität: Schwedens Probleme haben absolut nichts mit Donald Trump zu tun. Schon vor mehr als fünf Jahren berichtete die schwedische Journalistin Paulina Neudig in der Zeitschrift „Tablet“ über jüdische Familien, die angesichts der unablässigen antisemitischen Feindseligkeiten muslimischer Immigranten Malmö verlassen haben und nach Israel gegangen sind. Freddy Gelberg, ein Sprecher der bedrängten jüdischen Gemeinde, sagte einem lokalen Nachrichtenkanal: „Wir sind vorsichtig. Wir hüten uns, den Davidstern oder andere jüdische Symbole am Leib zu tragen.“
Donald Trump ist nicht schuld an den antijüdischen Ausschreitungen von Muslimen auf den Straßen Amsterdams. Und auch nicht Israel. Schuld daran sind die Europäer. Dem Versuch Nazideutschlands, das europäische „Judenproblem“ zu lösen, folgten Jahrzehnte, in denen viele Araber und Muslime in Phantasien über eine Auslöschung Israels schwelgten – und in der Vorstellung, dass jede nachteilige Entwicklung im meist einseitigen „Friedensprozess“ zwischen Israel und der arabischen Welt und jede reale oder eingebildete Beleidigung eines Palästinensers durch einen Israeli – arabische Angriffe auf Palästinenser oder andere Araber zählen nicht – ganz selbstverständlich einen guten Grund darstellten, Juden überall auf der Welt zu ermorden.
Arme und entrechtete Muslime zu ermuntern, in Hasspropaganda zu schmoren und ihre Ressentiments nicht gegen ihre eigenen faulen und korrupten Herrscher, sondern gegen „Zionisten“ zu wenden, ist ein durchsichtiger Trick, den nur Menschen anwenden können, die durch Jahrhunderte kolonialer Verwaltung gestählt wurden – insbesondere nach dem Holocaust. Solche Absurditäten bieten ein bequemes Sicherheitsventil für die soziale und wirtschaftliche Unzufriedenheit europäischer Unterschichten – und eine kräftige Dosis an selbst gewährter Exkulpation für die Vernichtung der übergroßen Mehrheit der europäischen Juden in Gaskammern und durch Erschießungskommandos. Die Behauptung, die gegen die eigene Bevölkerung eingesetzte Strategie des Teilens und Herrschens stelle eine höhere Form von Moral dar, ist von wahrhaft seltener Obszönität. Während antisemitische Mobs in seinem Land wüteten, postete der schwedische Ministerpräsident Carl Bildt – ein eifriger Twitterer, der nie in Verlegenheit gerät, wenn es darum geht, unheilvolle Entwicklungen in anderen Ländern zu kritisieren – ein Foto, das zeigt, wie ein palästinensisches Mädchen in Hebron von einer großen Gruppe schwerbewaffneter israelischer Soldaten abgeführt wird.