Atomabkommen mit Iran : Trumps gefährliches Spiel
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Der amerikanische Präsident Doanld Trump bei seiner ersten Rede vor den Vereinten Nationen Bild: Reuters
Donald Trump mag sich gefallen als einer, der üble Regime üble Regime nennt. Doch wenn er das Atomabkommen mit Iran tatsächlich aufgeben sollte, stünde Amerika isoliert da.
Als der Atomvertrag mit Iran 2015 geschlossen wurde, kam Protest aus Israel, Saudi-Arabien und aus dem amerikanischen Kongress. Die große Mehrheit der Fachleute hielt das Abkommen zwar nicht für perfekt, aber für belastbar genug, um Teheran die Atomwaffenfähigkeit für mehr als ein Jahrzehnt zu verwehren, mindestens. Donald Trump dagegen hatte sich als Wahlkämpfer verächtlich geäußert; als Präsident hat er nun angedeutet, dass die Vereinigten Staaten sich tatsächlich daran nicht länger gebunden fühlen könnten.
Käme es so, dann hätte Trump nicht nur den Konflikt mit Nordkorea am Hals, sondern einen neuen mit Iran herbeigeführt; womöglich würde er beschleunigen, was er ja verhindern will: die Nuklearisierung Irans. Das wäre fatal, gefährlich und eine große Torheit. Von ein paar Beifallspendern abgesehen, stünde Amerika isoliert da.
Denn die anderen Vertragspartner, darunter Deutschland, Frankreich und Großbritannien, sehen nicht die geringste Veranlassung, das iranische Fass wieder aufzumachen, zumal sich das Regime in Teheran nach allem, was man weiß, an die Bestimmungen hält. Selbst wenn die Regierung Trump recht hätte mit der Behauptung, der Vertrag sei nicht streng genug, so fragt man sich, wie es ihr gelingen könnte, ihn strenger zu machen.
China, Russland und die Europäer wollen das Abkommen nicht aufs Spiel setzen, und Iran würde sich Neuverhandlungen verweigern. Würde Trump, der Nordkorea unverhohlen mit „totaler Zerstörung“ gedroht hat – im Kern war das eine undiplomatische Bekräftigung von Abschreckung –, gegen Iran militärisch vorgehen wollen? Die Region würde lichterloh brennen.
Vereinte Nationen : Trump warnt Nordkorea vor „totaler Zerstörung“
Wenn die Vereinigten Staaten tatsächlich das Atomabkommen mit Iran aufgeben sollten, dann ist es schwer vorstellbar, dass das Regime in Pjöngjang ein vergleichbares Abkommen mit Washington schließen würde. Genauso wenig ist es vorstellbar, dass die amerikanisch-europäischen Beziehungen von einem solchen Schritt unberührt blieben.
Trump hat schon jetzt wenig Freunde in Europa; das mag ihm gleichgültig sein. Aber im Falle des Falles wäre er ganz allein. Er mag sich gefallen als einer, der üble Regime üble Regime nennt. Gut. Aber wichtiger ist es, zu erreichen, am besten mit diplomatischen Mitteln, dass diese Regime ihre Atom- und Raketenaufrüstung suspendieren oder, besser noch, ganz aufgeben. Was fällt dem Präsidenten dazu ein?