https://www.faz.net/aktuell/politik/usa-informieren-alliierte-ueber-abzug-aus-afghanistan-16900231.html

Amerika reduziert Truppen : Bundeswehr soll weiter an „Resolute Support“ teilnehmen

  • Aktualisiert am

Amerikanische Soldaten im Februar 2019 bei einer Trainingseinheit für afghanische Sicherheitskräfte in Herat Bild: EPA

Amerika will seine Militärpräsenz in Afghanistan bis Ende November deutlich reduzieren – auf insgesamt unter 5000 Mann. Für die Bundeswehr und ihr Engagement für den Nato-Ausbildungseinsatz soll sich dadurch vorerst nichts ändern.

          2 Min.

          Die Vereinigten Staaten haben Nato-Verbündete über Pläne zum Abzug weiterer Soldaten aus Afghanistan informiert. Ein Vertreter der amerikanischen Regierung habe darüber unterrichtet, „dass die USA bis Ende November 2020 eine Truppenreduzierung in Afghanistan auf knapp unter 5000 Soldatinnen und Soldaten durchführen werden“, teilten das Verteidigungsministerium und das Auswärtige Amt am Dienstag den zuständigen Obleuten im Bundestag mit. Zuletzt waren noch etwa 8600 amerikanische Soldaten in dem Land.

          Der Krieg in Afghanistan ist der längste in der Geschichte der Vereinigten Staaten. Seit 2001 sind amerikanische Soldaten in dem Land. Nach den Anschlägen vom 11. September waren von Amerika angeführte Truppen dort einmarschiert.

          Freilassung von Taliban beschlossen

          Die offizielle Ankündigung steht nach Angaben aus Nato-Kreisen im Zusammenhang mit den jüngsten Fortschritten in dem von Washington initiierten Friedensprozess. In Afghanistan hatte am Sonntag eine große Ratsversammlung der umstrittenen Freilassung inhaftierter Taliban zugestimmt und damit die wichtigste Hürde für den Beginn innerafghanischer Friedensgespräche aus dem Weg geräumt.

          Zuvor hatten die Vereinigten Staaten Ende Februar mit den militant-islamistischen Taliban ein Abkommen unterzeichnet, das einen Abzug der internationalen Truppen vorsieht. Im Gegenzug versicherten die Taliban, ihre Beziehungen zu anderen Terrororganisationen zu beenden.

          Auf das Engagement der Bundeswehr im Nato-Ausbildungseinsatz „Resolute Support“ soll die weitere Reduzierung der amerikanischen Truppenpräsenz vorerst keine Auswirkungen haben. „Die kritischen Fähigkeiten der USA, sogenannte ‚Enabler‘, stehen weiterhin zur Verfügung“, heißt es auch in der Unterrichtung, die der Deutschen Presse-Agentur vorliegt. Aus Sicht der Bundesregierung könne die Bundeswehr damit ihr Engagement im Norden des Landes ohne entscheidende Einschränkungen fortführen. Es bleibe notwendig, alle Schritte zur Zukunft von „Resolute Support“ in einem gemeinsamen Entscheidungsprozess in der Nato zu diskutieren.

          Trump treibt Abzug voran

          Am Nato-Ausbildungseinsatz für die afghanischen Sicherheitskräfte waren zuletzt noch knapp 12.000 Soldaten beteiligt – unter ihnen 5200 aus den Vereinigten Staaten. Er war nach der Unterzeichnung des Abkommens der Vereinigten Staaten mit den Taliban im Februar bereits reduziert worden, um guten Willen zu zeigen. Amerika hatte zuletzt zudem noch mehr als 3000 Soldaten außerhalb der Nato-Mission im Einsatz. Sie unterstützen unter anderem direkt den Anti-Terror-Kampf im Land. Vor der Unterzeichnung des Abkommens waren in Afghanistan noch zwischen 12.000 und 13.000 amerikanische Soldaten stationiert.

          Die Abzugspläne werden vor allem vom amerikanischen Präsidenten Donald Trump vorangetrieben, der bei der am 3. November anstehenden Präsidentenwahl wiedergewählt werden will. Er hat seinen Anhängern versprochen, die „endlosen“ Kriege Amerikas zu beenden und amerikanische Truppen heimzuholen. In einem Interview mit dem Online-Portal Axios sagte Trump kürzlich, am Tag der amerikanischen Wahl werde die Zahl der amerikanischen Soldaten in Afghanistan bei zwischen 4000 und 5000 liegen.

          Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg rief am Montagabend die Konfliktparteien in Afghanistan auf, die anstehenden Friedensgespräche zu einem Erfolg zu machen. Die Gespräche seien eine historische Gelegenheit, schrieb er am Montag nach Gesprächen mit Präsident Aschraf Ghani und dem Vorsitzenden des Rats für Versöhnung, Abdullah Abdullah.

          Weitere Themen

          Topmeldungen

          Nach „Tag X“ in Leipzig : Auf dem linken Auge blind

          SPD und Grüne sehen den größten Feind rechts. Den Feind links aber sehen sie lieber nicht. Stattdessen wird immer wieder weggeschaut oder auch offen mit Gewalttätern sympathisiert.

          Rekordtemperaturen im Ozean : Was ist in den Weltmeeren los?

          Ordentlich Druck auf dem Kessel: Seit Monaten geben anhaltende Rekordtemperaturen und historische Eisschmelzen an den Rändern der polaren Eiskappen Rätsel auf.

          Newsletter

          Immer auf dem Laufenden Sie haben Post! Die wichtigsten Nachrichten direkt in Ihre Mailbox. Sie können bis zu 5 Newsletter gleichzeitig auswählen Es ist ein Fehler aufgetreten. Bitte versuchen Sie es erneut.
          Vielen Dank für Ihr Interesse an den F.A.Z.-Newslettern. Sie erhalten in wenigen Minuten eine E-Mail, um Ihre Newsletterbestellung zu bestätigen.