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Ukraine-Liveblog : Wasserpegel im Kachowka-Stausee fällt unter kritische Marke
Nach dem Einsturz des Kachowka-Staudamms stehen Getreide-Lager unter Wasser. Bild: dpa
ISW: Russische Stellungen durch Wasserflut zerstört +++ Selenskyj besucht Flutgebiet in Südukraine +++ Ukraine: Ein Toter und drei Verletzte in Cherson +++ alle Entwicklungen im Liveblog
- Aktualisiert am
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Ninve Ermagan
Während nach der Zerstörung des Kachowka-Staudamms große Teile der Südukraine überschwemmt sind, droht im Stausee selbst Wassermangel. „Das Niveau liegt schon bei 12,50 Meter, das ist unterhalb des toten Punkts von 12,70 Meter", sagte der Chef des Wasserkraftwerkbetreibers Ukrhidroenergo, Ihor Syrota, am Donnerstag im ukrainischen Fernsehen. Das bedeute, dass kein Wasser mehr für die Trinkwasserversorgung der Ortschaften rundherum und die Kühlung des Kernkraftwerks Saporischschja am Südufer des Kachowka-Stausees entnommen werden könne.
Laut Syrota fällt der Wasserspiegel im Stausee täglich um etwa einen Meter. Diese Tendenz wird seiner Schätzung nach noch eine Woche anhalten. Sollte der Damm bis in die Grundfesten zerstört sein, könne der Pegel auf bis zu 3 Meter sinken. Damit werde der Dnipro auch in sein ursprüngliches Flussbett vor der Aufstauung zurückkehren.
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Ninve Ermagan
Die USA und Großbritannien haben ihre langfristige Unterstützung für die Ukraine bekräftigt. Kremlchef Wladimir Putin glaube, die Allianz würde müde werden und aufgeben, sagte der britische Premierminister Rishi Sunak am Donnerstag bei einer Pressekonferenz im Weißen Haus. „Aber das ist nicht der Fall (...) Wir gehen nirgendwo hin.“ Man werde solange für die Ukraine da sein, wie es nötig sei.
US-Präsident Joe Biden sagte, man setze auch auf langfristige Unterstützung zur „Abschreckung künftiger Aggressionen“. Man gebe der von Russland angegriffenen Ukraine, was sie jetzt auf dem Schlachtfeld benötige, und helfe, das Militär langfristig zu stärken. Er gehe davon aus, dass diese Unterstützung auch tatsächlich geleistet werde, selbst wenn es im US-Kongress einige Stimmen gebe, „die darüber diskutieren, ob wir die Ukraine weiterhin unterstützen sollten und wie lange wir sie unterstützen sollten“.
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Rebecca Boucsein
Nach der Teilzerstörung des Kachowka-Staudamms reicht das Wasser des Stausees nach ukrainischen Angaben nicht mehr aus, um die Reaktoren im rund 150 Kilometer entfernten Atomkraftwerk Saporischschja zu kühlen. Der Wasserpegel des Sees sei "unter die kritische Marke von 12,70 Meter" gefallen, sagte der Chef des ukrainischen Betreiberunternehmens Ukrhydroenergo, Igor Syrota, laut der Nachrichtenagentur AFP am Donnerstag im ukrainischen Fernsehen. Das bedeute, dass der See die Kühlbecken des AKW nicht länger mit Wasser versorgen könne, fügte er hinzu.
Der Leiter der Internationale Atomenergiebehörde (IAEA), Rafael Grossi, der die Anlage in der kommenden Woche besuchen will, hatte in dieser Woche bereits vor einem fallenden Wasserpegel gewarnt. Liege dieser unter 12,70 Meter, könne das Wasser nicht mehr abgepumpt werden, um die Kühlkreisläufe des Kraftwerks zu versorgen. Das Wasser, das sich aktuell in den Becken befinde, reiche noch aus, um die Anlage "für einige Zeit" zu kühlen, hatte Grossi am Dienstag gesagt. Auch ein großes Kühlbecken in der Nähe des AKW sei voll und hätte genug Wasser gespeichert, um die Anlage für einige Monate zu versorgen. Daher sei es entscheidend, dass dieses intakt bleibe, sagte er.
Die Reaktoren des von Russland besetzten Atomkraftwerks Saporischschja sind bereits abgeschaltet. Der Brennstoff in den Reaktorkernen und in den Lagerbecken müssen allerdings ständig gekühlt werden, um eine Kernschmelze und die Freisetzung von Radioaktivität in die Umwelt zu verhindern.
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Ninve Ermagan
NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg hat die Bündnispartner aufgerufen, den Opfern der Überflutungen in der Ukraine „schnell" Unterstützung zukommen zulassen. Der Aufruf erfolgte am Donnerstag während einer NATO-Dringlichkeitssitzung wegen der Teilzerstörung des Kachowka-Staudamms in der Südukraine, zu der auch der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba per Video zugeschaltet war.
Stoltenberg erklärte, die Folgen seien für tausende Menschen und für die Umwelt dramatisch, und habe die NATO-Staaten aufgefordert, unverzüglich Hilfe zu leisten, hieß es in einer Erklärung der Militärallianz. Die NATO-Staaten hätten bereits ihre Solidarität mit der Ukraine zum Ausdruck gebracht, hieß es weiter. „Viele von ihnen haben bereits wichtige Hilfsgüter bereitgestellt, darunter Wasserfilter, Pumpen, Generatoren und Ausrüstung für Notunterkünfte."
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Ninve Ermagan
In Moskau hat der Prozess gegen den bekannten Bürgerrechtler Oleg Orlow wegen angeblich mehrfacher Diskreditierung der russischen Armee begonnen. Orlow sei am ersten Verhandlungstag erlaubt worden, den Friedensnobelpreisträger Dmitri Muratow in das Team seiner Verteidiger aufzunehmen, teilte das von Orlow geleitete Menschenrechtszentrum von Memorial am Donnerstag mit. Die nächste Verhandlung wurde auf den 3. Juli verlegt.
Das Strafverfahren gegen Orlow wurde im März nach einem Facebook-Eintrag des Bürgerrechtlers eingeleitet, in dem er auf eine Übersetzung seines Artikels für ein französisches Medium verwies. In dem Artikel hatte er Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine kritisiert.
Orlow wurde bereits zweimal zu einer Geldstrafe wegen „Diskreditierung der Armee" verurteilt. Bei einer neuen Verurteilung drohen ihm mehrere Jahre Haft. Die Bürgerrechtsorganisation Memorial, die im vergangenen Jahr mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet wurde, ist in Russland inzwischen verboten.
Oleg Orlow, der Vorsitzende der russischen Menschenrechtsgruppe Memorial, nimmt am 6. Oktober 2009 an einer Gerichtsverhandlung in Moskau teil. Reuters
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Ninve Ermagan
Sergej Kirijenko, Vizechef der Kremlverwaltung, ist in die besetzte südukrainische Region Cherson gereist, um sich ein Bild vom Hochwasser zu machen. „Um die Lage objektiv einschätzen zu können, sind wir gemeinsam (mit Kirijenko) die überfluteten Territorien von Hola Prystan und Oleschky abgefahren – hier ist die Lage am stärksten gespannt“, teilte der von Moskau eingesetzte Statthalter von Cherson, Andrej Alexejenko, auf seinem Telegram-Kanal mit. Auf den beigefügten Videos ist zu sehen, wie Kirijenko das Hochwassergebiet inspiziert und mit einem Betroffenen spricht. Nach der Zerstörung des Kachowka-Staudamms stehen große Flächen der Südukraine unter Wasser.
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Ninve Ermagan
Im Streit um Probleme mit Kiewer Luftschutzbunkern will Bürgermeister Vitali Klitschko an den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj appellieren, ihm mehr Handlungsspielraum zu überlassen. Die einzelnen Stadtbezirke seien mittlerweile zu „separaten Fürstentümern" geworden, während dem Bürgermeisterbüro immer weniger Handlungsraum bleibe, kritisierte Klitschko am Donnerstag im Messenger-Dienst Telegram. Zugleich aber trage er die volle Verantwortung für die Lage in der Metropole.
Am 4. Juni waren in Kiew zwei Erwachsene und ein Kind durch russischen Raketenbeschuss getötet worden. Später stellte sich heraus, dass einige Luftschutzbunker entgegen Vorgaben geschlossen waren. Eine noch laufende Untersuchung ergab, dass von etwa 3800 der bereits überprüften Kiewer Schutzräume rund 680 entweder gar nicht oder nur bedingt einsatzbereit waren. Klitschko beschuldigte daraufhin die Bezirksleiter der Veruntreuung von Geldern – diese wiederum machten ihn verantwortlich.
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Ninve Ermagan
Der Generalsekretär des Deutschen Roten Kreuz (DRK), Christian Reuter, hat Vorwürfe des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj wegen einer mangelnden Präsenz der Hilfsorganisation in der Region Cherson zurückgewiesen. „Natürlich sind wir schon da, waren schon da", sagte Reuter am Donnerstag im Sender Welt-tv mit Blick auf derzeit von der Organisation geleistete Hilfe für die Menschen in dem überfluteten Gebiet.
„Aktuell versuchen gerade über 70 Freiwillige des ukrainischen Roten Kreuzes, Menschen aus den Flutmassen zu retten", sagte Reuter. Der Einsatz sei gefährlich, sagte der DRK-Generalsekretär angesichts der Gefechte zwischen russischen und ukrainischen Truppen in dem teilweise von Russland besetzten Gebiet. Dennoch arbeiteten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Internationalen Komitees vom Roten Kreuzes (IKRK) auch an der Konfliktlinie. Dies gehe allerdings „natürlich nur, wenn alle an diesem Konflikt Beteiligten Sicherheitsgarantien abgeben". Dies sei aber nicht immer der Fall.
In einer Erklärung des DRK hieß es am Donnerstag zudem, am Freitag solle ein erster Hilfstransport aus Deutschland gezielt in die von der Flutwelle betroffenen Gebiete starten. Geladen seien 34 Paletten mit etwa 13,3 Tonnen Hilfsgütern wie 5400 Zehn-Liter-Trinkwasserkanistern und 1000 Hygiene Kits. Weitere Hilfsmaßnahmen für die Region würden vorbereitet. Dafür rief das DRK zu Spenden auf.
Mitarbeiter des Roten Kreuzes fahren auf einer überschwemmten Straße in Cherson. dpa
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Ninve Ermagan
Die ukrainische Armee hat nach russischer Darstellung einen Vorstoß an der Front in Saporischschja unternommen. Der umfangreiche Angriff sei zurückgeschlagen worden, meldet die Nachrichtenagentur Tass unter Berufung auf einen hochrangigen russischen Kommandeur, der Präsident Wladimir Putin Bericht über die Lage in der Region erstattet habe. Die Nachrichtenagentur Interfax bezeichnete den Vorstoß als versuchten Überraschungsangriff. Die Angaben können von unabhängiger Seite nicht überprüft werden. Eine ukrainische Stellungnahme liegt nicht vor.
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Ninve Ermagan
Der ukrainische Energieminister hat nach der Teilzerstörung des Kachowka-Staudamms in der Ukraine europäische Partner gebeten, größere Mengen Strom an sein Land zu liefern. „Wir bitten Europa, die Obergrenze für Stromimporte von derzeit einem Gigawatt auf zwei Gigawatt zu erhöhen", sagte Herman Haluschtschenko am Donnerstag in einem Interview mit der Nachrichtenagentur AFP.
Die derzeitige Obergrenze für den Import von europäischem Strom in die Ukraine liege bei "1050 Megawatt", sagte Haluschtschenko am Rande einer Tagung der Internationalen Energieagentur (IEA) in Versailles zum Thema Energiepolitik. Die Leitungen „ermöglichen es uns, bis zu zwei Gigawatt Strom zu importieren" fügte er hinzu.
Auf die Sicherheit des unweit des Kachowka-Stausees gelegenen Atomkraftwerks Saporischschja angesprochen sagte Haluschtschenko, von der Anlage gehe zwar „keine sofortige Gefahr" aus. Das Kraftwerk, das durch das Wasser des Stausees gekühlt wird, müsse jedoch „überwacht" werden.
Der Wasserstand im Kühlbecken des AKW hänge vom Wasserpegel im Kachowka-Stausee ab, sagte Haluschtschenko weiter. Derzeit habe der Wasserpegel im Kühlbecken eine Höhe von 16,60 Metern – kritisch werde es für die Kühlung des AKW ab einem Wasserstand von 12,70 Metern. Es bestehe also ein Risiko, räumte der Minister ein – auch mit Blick auf die Verdunstung durch heiße Temperaturen.
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Ninve Ermagan
Nach der Zerstörung des Kachowka-Staudamms hat der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj den Menschen im gefluteten Kriegsgebiet im Süden des Landes Hilfe zugesichert. „Wir werden Ihnen helfen und alles aufbauen, was aufgebaut werden muss“, sagte er am Mittwoch. Er informierte sich in den Gebieten Mykolajiw und Cherson über die Evakuierung überschwemmter Ortschaften. Helfer brachten dort Tausende Menschen in Sicherheit.
Selenskyjs Delegation beklagte, dass auch während der laufenden Evakuierungen von russischer Seite aus dem besetzten Teil des Gebiets Cherson geschossen worden sei. Ein Mann wurde auf einem Rettungsboot durch den Beschuss schwer am Kopf verletzt, wie das ukrainische Fernsehen zeigte.
Trotzdem sollen die Hilfsmaßnahmen noch deutlich ausgebaut werden, wie Selenskyj sagte. In Snihuriwka im Gebiet Mykolajiw solle ein Krisenstab gebildet werden, der sich rund um die Uhr um die Beseitigung der Folgen der Flut kümmert. Zuvor hatte der Präsident in Cherson, wo er eine Notaufnahme von Flutopfern besuchte, den betroffenen Menschen Unterstützung versprochen.
„Es ist wichtig, den Schaden zu berechnen und Mittel bereitzustellen, um die Bürger, die von dem Desaster betroffen sind, zu entschädigen“, sagte er. Nötig sei auch ein Programm für die Entschädigung von Unternehmen und ihre Neuansiedlung an anderer Stelle in der Region Cherson. Laut der Militärverwaltung in Cherson wollen viele Menschen trotz der Flutkatastrophe in der umkämpften Region bleiben.
Selenkyj besucht das Flutgebiet. dpa
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Ninve Ermagan
Das ukrainische Militär weist einen US-Medienbericht zurück, wonach die Regierung in Kiew mit der lange erwarteten Gegenoffensive begonnen habe. „Uns liegen keine derartigen Informationen vor", sagt ein Sprecher des ukrainischen Generalstabs der Nachrichtenagentur Reuters. Zu Angaben auf der Basis von anonymen Quellen nehme man nicht Stellung. Zuvor berichtete der Sender NBC News unter Berufung auf nicht namentlich genannte Militärvertreter, die Offensive habe begonnen.
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Ninve Ermagan
Die russischen Truppen haben durch die Zerstörung des Kachowka-Staudamms in der Südukraine aus Sicht des Militärs in Kiew und von US-Experten Verluste hinnehmen müssen. Die Besatzer seien nicht vorbereitet gewesen auf die Folgen der Sprengung des Staudamms und hätten deshalb Soldaten, Ausrüstung und Militärtechnik verloren, teilte der Generalstab am Donnerstag in Kiew mit. Es gebe tote, verletzte und vermisste russische Soldaten. Auch Experten des US-Instituts für Kriegsstudien (ISW) stellten fest, dass durch die Fluten aus dem Stausee russische Verteidigungsstellungen in der Frontlinie vernichtet worden seien.
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Kira Kramer
Die russischen Streitkräfte haben nach Angaben von Verteidigungsminister Sergej Schoigu am Donnerstag eine Offensive der ukrainischen Armee im Süden der Ukraine abgewehrt. Um 01.30 Uhr Ortszeit hätten die ukrainischen Truppen mit 1500 Soldaten und 150 gepanzerten Fahrzeugen in der Region von Saporischschja versucht, "unsere Verteidigungslinien zu durchstoßen", erklärte Schoigu. Der "Feind" sei gestoppt worden und habe sich nach schweren Verlusten zurückgezogen.
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Kira Kramer
Ukrainische Einheiten haben nach Angaben des russischen Verteidigungsministers Sergej Schoigu in der Nacht versucht, die Front in der südukrainischen Region Saporischschja zu durchbrechen. Vier verschiedene Angriffsversuche seien jedoch abgewehrt worden, zitiert die Nachrichtenagentur Interfax den Minister. Die Ukrainer hätten hohe Verluste erlitten und seien gezwungen gewesen, sich zurückzuziehen.
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Quelle: FAZ.NET
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