
Ukrainekrieg : Putin braucht einen Sieg
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Gibt nur noch einen Weg für ihn: Putin am Dienstag am Weltraumbahnhof Wostotschnyj Bild: EPA
Die Triumphe der Vergangenheit spielen in Putins Propaganda eine bedeutende Rolle. Zur Sicherung seines Regimes braucht er einen „Sieg“ in der Ukraine, mit dem er die Opfer und Kosten auf russischer Seite rechtfertigen kann.
Es war klar, dass der russische Präsident das Gagarin-Jubiläum nicht ungenutzt verstreichen lassen würde, auch wenn es kein „rundes“ war. Die Triumphe der Vergangenheit, vom Sieg über Hitler-Deutschland bis zum Sputnik-Schock, haben den Untergang der Sowjetunion überdauert. Sie spielen auch in Putins Propaganda eine zentrale Rolle. Hat nicht der erste bemannte Flug ins All gezeigt, dass Russland selbst unter schwierigsten Umständen in der Lage ist, den Westen zu überflügeln?
Viel mehr als einen abermaligen Aufguss der nun auch schon Jahrzehnte alten Heldengeschichten hat Putin den Russen nicht zu bieten. Die Sanktionen des Westens treffen die russische Wirtschaft und damit den Staat schon jetzt schwer.
Eine andere Option hat er nicht (mehr)
Aus Putins Äußerungen kann man die Erwartung herauslesen, dass sich die Wirtschaftsbeziehungen nach dem Krieg in der Ukraine schon wieder normalisieren würden. Sollte der russische Präsident das wirklich glauben, dann wäre das eine weitere Fehlkalkulation. So lange Putin im Kreml herrscht, so lange kann der Westen im Verhältnis zu Russland nicht zum „business as usual“ zurückkehren, weder politisch noch ökonomisch.
Putin aber tut selbstredend alles dafür, um an der Macht zu bleiben, lebenslang. Eine andere Option hat er nicht (mehr). Zur Sicherung seines Regimes braucht er einen „Sieg“ in der Ukraine, mit dem er die Opfer und Kosten auf russischer Seite rechtfertigen kann. Die drohende Großoffensive im Osten könnte dem Kreml genügend Stoff für eine solche Heldenerzählung liefern – wenn sie nicht so verliefe wie der Vorstoß auf Kiew.
Man muss daher befürchten, dass Moskau seine ganze Militärmacht einsetzt, um den ukrainischen Widerstand zu brechen, noch brutaler und rücksichtsloser als bisher. Am 9. Mai wird in Moskau der Sieg im „Großen Vaterländischen Krieg“ gefeiert. Dann will Putin dem russischen Volk und vor der Geschichte gewiss melden können, dass auch sein Kampf gegen die Nazibrut in der Ukraine sieg- und ruhmreich verlaufen sei.