Die Ukraine soll entukrainisiert werden
- -Aktualisiert am
Nur der Anfang? Zerstörte Straße in der Stadt Butscha. Bild: AP
Angesichts des Widerstands der Ukrainer radikalisiert sich Putins Regime. Seine Propagandisten drohen den Ukrainern nun sogar mit Genozid.
In seiner Rede am Morgen des Überfalls auf die Ukraine richtete Wladimir Putin einige Worte direkt an deren Bürger: Er bat sie um „Verständnis und Zusammenarbeit“ und versicherte ihnen, er glaube an eine gemeinsame Zukunft „als einiges Ganzes“. Die Militäroperation richte sich nicht gegen die Ukrainer, sondern gegen diejenigen, „die die Ukraine als Geisel genommen haben“. Die ukrainischen Soldaten forderte er zur Kapitulation auf: Ihr Eid gelte dem ukrainischen Volk „und nicht jener antinationalen Junta, die die Ukraine beraubt und das Volk verhöhnt“.
In diesem Stil unterschied die russische Propaganda in den ersten Kriegstagen zwischen dem ukrainischen Volk und der Regierung in Kiew. Die „Entnazifizierung und Demilitarisierung“, die Putin als Kriegsziele ausgegeben hatte, wurde als Befreiung des ukrainischen Volks dargestellt. Doch angesichts des breiten Widerstands ändert sich der Ton der russischen Propaganda radikal. Markantes Beispiel dafür ist ein Kommentar, den die staatliche russische Nachrichtenagentur Ria Nowosti unter der Überschrift „Was Russland mit der Ukraine tun muss“ nach den ersten Nachrichten über die Massaker in Butscha veröffentlicht hat. Darin heißt es: „Die Entnazifizierung wird unvermeidlich auch eine Entukrainisierung sein.“ Die Bezeichnung „Ukraine“ könne „nicht in der Eigenschaft des Titels eines vollständig entnazifizierten staatlichen Gebildes erhalten bleiben“.
Jetzt 30 Tage kostenfrei testen 2,95 € / Woche
Jetzt kostenfrei Zugang abonnieren?