Häme für Trump : Die Notizen eines stabilen Genies
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Mark Wilsons Bild von Donald Trumps Notizen sorgt für Häme in den sozialen Medien. Bild: AFP
Während im Repräsentantenhaus eine belastende Aussage auf die nächste für Donald Trump folgt, sorgt er selbst für noch mehr Häme. Alles, was er dafür braucht: Notizblock, Filzstift und Twitter.
Der amerikanische Präsident Donald Trump teilt gerne und viel aus. In alle Richtungen. Genauso ist er selbst ein beliebtes Ziel von Attacken. Gerade in sozialen Medien, die gleichermaßen erbarmungslos sein können wie Trump. Ein solches Beispiel digitaler Häme bot sich am Mittwoch, als ein Blatt mit handgeschriebenen Notizen, von denen Trump bei einem Statement ablas, viele Twitter-Nutzer elektrisierte.
Dem vorausgegangen war die Aussage des amerikanischen Botschafters bei der EU, Gordon Sondland, bei den Impeachment-Ermittlungen gegen Trump am Mittwoch im Repräsentantenhaus. Sondland sagte, es habe in der Ukraine-Affäre ein „Quid pro quo“ gegeben, also eine Gegenleistung für ein Treffen des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj mit Trump im Weißen Haus. Trump dagegen hat das stets dementiert. Sondland berichtete aber auch von einem Telefonat mit Trump von Anfang September. Darin habe er den Präsidenten gefragt, was dieser von der Ukraine wolle. „Ich will nichts“, antwortete Trump demnach. „Ich will kein Quid pro quo. Sagen Sie Selenskyj einfach, dass er das Richtige tun soll.“ Sondland schob hinterher: „Das ist das letzte Wort, das ich vom Präsidenten der Vereinigten Staaten gehört habe.“
Trump bemühte diese kurze Passage von Sondlands Aussage für seine These, der Botschafter habe ihn entlastet. Während der laufenden Sondland-Befragung trat der Präsident im Garten des Weißen Hauses vor die Presse. Trump hielt einen Notizblock in der Hand, auf dem die zentralen Zitate Sondlands handschriftlich notiert waren, mit schwarzem Filzstift auf weißem Air-Force-One-Papier. Der Name des ukrainischen Präsidenten ist dabei falsch geschrieben, auch in der englischen Schreibweise. „Ich will nichts. Ich will nichts. Ich will kein Quid pro quo. Sagen Sie Zellinsky, dass er das Richtige tun soll“, stand dort in Großbuchstaben. Und, etwas verkürzt, Sondlands Nachschub: „Das ist das letzte Wort vom Präsidenten der Vereinigten Staaten.“
Sich Zitate eines Dritten zu notieren, um diese korrekt wiederzugeben – selbst wenn dieser wiederum einen selbst zitiert, scheint nicht verwerflich. Doch viele Twitter-Nutzer fällten ungeachtet dessen ihr Urteil. Auf Twitter ergoss sich innerhalb kürzester Zeit eine Flut an Spott über die Filzstift-Notizen: Viele Nutzer interpretierten dies als Trumps vorbereitetes Statement – quasi als einen Sprechzettel mit seinen eigenen Kernbotschaften, die er an die Öffentlichkeit bringen wolle. Er habe sich wohl nicht mal die paar zentralen Botschaften zu seiner eigenen Verteidigung erinnern können oder daran, dass er selbst der Präsident der Vereinigten Staaten sei, spotteten einige.
Zu verdanken hat Trump den Spott letztlich auch Mark Wilson. Der Fotograf der Bildagentur „Getty“ erwischte einen günstigen Moment, als Trump anfing, von seinem Notizblock abzulesen, dabei weit mit den Armen gestikulierte und Wilson einen freien Blick auf den Notizblock gab. „Ich habe schnell die handgeschriebenen Filzstift-Notizen in Großbuchstaben auf dem Notizblock bemerkt und dann meine Kamera fokussiert, um einzufangen, was da stand,“ sagte Wilson dem amerikanischen Magazin „Wired“. Er versuche am Ende immer ein Foto zu machen, das niemand sonst hat.