Terrorangst in Frankreich : Sicherheitsschleusen für Thalys-Reisende
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Der französische Hochgeschwindigkeitszug Thalys im Kölner Hauptbahnhof Bild: dpa
Frankreich führt für den Schnellzug Thalys Sicherheitsschleusen an Bahnhöfen ein. Weil der Thalys bis Köln fährt, sollen die Deutschen nachziehen. Die Bundespolizei ist überrascht.
Nach den Anschlägen von Paris führt Frankreich flughafenähnliche Kontrollen für die Hochgeschwindigkeitszüge Thalys ein, die auch nach Deutschland fahren. An den Bahnhöfen in Paris und Lille sollen an den Zugängen zu den entsprechenden Gleisen noch in diesem Jahr Sicherheitsschleusen eingerichtet werden. Nach Angaben der französischen Regierung werden sie denen für Reisen durch den Ärmelkanaltunnel entsprechen. Nutzer der dort verkehrenden Eurostar-Züge müssen schon heute Kontrollen durchlaufen und vor der Fahrt einen Metalldetektor passieren. Außerdem wird das Gepäck mit einem Röntgenscanner kontrolliert.
„Die Entscheidung ist gefallen“, sagte die für Verkehr zuständige Ministerin Ségolène Royal am Dienstag in Paris. Sie machte zugleich klar, dass natürlich auch an Thalys-Bahnhöfen im Ausland Sicherheitsschleusen eingerichtet werden müssten. „Die Belgier folgen uns bereits, und die anderen werden es tun“, sagte Royal dem Radiosender France Inter. Wenn es nötig sei, werde Frankreich sich um die Installation von Sicherheitsschleusen kümmern, damit diese den gleichen Standard hätten wie die französischen. Als konkrete Beispiele nannte Royal Brüssel, Amsterdam und Köln. Sie sind neben Paris wichtige Ein- und Aussteigepunkte auf den Thalys-Hochgeschwindigkeitsstrecken.
Bundespolizei war nicht eingeweiht
Die Deutsche Bahn teilte mit, sie tausche sich über Sicherheitsmaßnahmen regelmäßig mit den Behörden aus. Sollte die Bundespolizei solche Kontrollen einführen wollen, richte man sich nach deren Vorgaben und Empfehlungen. Die Bundespolizei wiederum wurde von der Erklärung der französischen Regierung überrascht. Bisher sei dieser Wunsch noch nicht an die Bundespolizei herangetragen worden, sagte ein Sprecher.
Nach Angaben des französischen Verkehrsministeriums wird auch geprüft, im internationalen Bahnreiseverkehr verbindlich personengebundene Tickets einzuführen. An allen Bahnhöfen mit internationalen Verbindungen sollten die Sicherheitsmaßnahmen verstärkt werden, kündigte Ministerin Royal an.
Bei den Anschlägen von Paris waren am 13. November 130 Menschen von islamistischen Attentätern getötet worden. Ihnen vorausgegangen war im August ein Angriff auf einen Thalys-Hochgeschwindigkeitszug, der von Brüssel in die französische Hauptstadt fuhr. Der Angriff endete damals glimpflich, weil Fahrgäste den mit einem Sturmgewehr bewaffneten marokkanischen Täter überwältigen konnten. Der zur Tatzeit 25-Jährige sitzt derzeit in Untersuchungshaft.