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Anschlag in Afghanistan : Ziel waren die Sicherheitsorgane

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Das angegriffene Gebäude wurde großflächig zerstört. Bild: Reuters

Die meisten der mindestens 28 Toten und 320 Verletzten in Kabul waren offiziellen Angaben zufolge Zivilisten. Das eigentliche Ziel aber war eine Einheit des Sicherheitsdienstes

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          Nur wenige Tage nach der Ankündigung ihrer Frühjahrsoffensive haben die Taliban im Zentrum der afghanischen Hauptstadt Kabul zugeschlagen. Ein Selbstmordattentäter habe unweit des Präsidentenpalastes den Eingang zum Gelände einer Sicherheitsbehörde gesprengt und damit den Weg für weitere Taliban-Kämpfer und Selbstmordattentäter freigemacht, teilten die Taliban auf einer Internetseite mit. Nach Angaben des Kabuler Polizeichefs Abdul Rahman Rahimi kamen bei dem Angriff mindestens 28 Menschen ums Leben, mehr als 320 wurden verletzt. Präsident Aschraf Ghani verurteilte den Überfall „auf das Schärfste“.

          Ziel des Angriffs war nach Darstellung der Taliban die sogenannte Abteilung 10, die zum Sicherheitsdienst NDS gehört. Sie ist für den Schutz von Ministern und anderen wichtigen Persönlichkeiten zuständig. Nach der ersten heftigen Explosion drangen mehrere Attentäter auf das schwer bewachte Gelände vor und lieferten sich mehr als 30 Minuten lang ein Feuergefecht. Über dem Gebäude stand eine schwarze Rauchwolke. Auch in dem Gebäude sei es zu Schusswechseln gekommen, sagte ein Taliban-Sprecher. Unter den Opfern sind laut Polizeichef Rahimi sowohl Sicherheitskräfte als auch Zivilisten. Das Gesundheitsministerium erklärte, viele der Verletzten seien in einem kritischen Zustand.

          Das afghanische Innenministerium bezeichnete den Anschlag als "Kriegsverbrechen". Präsident Ghani sagte, der Angriff werde die Entschlossenheit der afghanischen Sicherheitskräfte im Kampf gegen den Terrorismus nicht schwächen.

          Die Taliban hatten am 12. April ihre Frühjahrsoffensive angekündigt. Neben Selbstmordattentaten und taktischen Angriffen sei auch die Tötung von feindlichen Kommandeuren in Städten geplant. Ziel sei es, „den Feind in einen Zermürbungskrieg zu verwickeln“, hatten die Extremisten erklärt. In den vergangenen Tagen haben sich Taliban und Regierungseinheiten heftige Gefechte um die nordafghanische Stadt Kundus geliefert, wo die Bundeswehr bis vor zwei Jahren einen großen Stützpunkt betrieb.

          Die Islamisten haben seit dem Abzug der internationalen Kampftruppen Ende 2014 an Stärke gewonnen und stehen jetzt so gut da wie seit ihrem Sturz durch eine von den Vereinigten Staaten geführte Invasion 2001 nicht mehr. Der Nato zufolge kontrollieren sie zwar nur sechs Prozent von Afghanistan, allerdings könne ein Drittel des Landes in ihre Hände fallen. Die Regierung in Kabul beherrsche höchstens 70 Prozent des Landes. Im vergangenen Jahr waren 11.000 Zivilisten bei den Kämpfen der Islamisten gegen die afghanischen Sicherheitskräfte und deren ausländischen Verbündeten ums Leben gekommen. Die Bundeswehr ist im Rahmen des Einsatzes „Resolute Support“ mit etwa 900 Soldaten in Afghanistan und Usbekistan im Einsatz.

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