Ukraine-Konflikt : Russland warnt Ukraine vor Raketenstationierung
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Amerikanische Patriot-Rakten in Polen. Bild: AFP
Russland will im Falle, dass in der Ukraine amerikanische Raketen stationiert werden, Gegenmaßnahmen ergreifen, droht der Kreml. Der ukrainische Präsident Poroschenko macht dem großen Nachbarn derweil Vorwürfe.
Russland hat die Ukraine vor einer möglichen Stationierung der amerikanischen Raketenabwehr auf ihrem Territorium gewarnt. Für einen solchen Fall werde Russland Gegenmaßnahmen ergreifen, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow am Mittwoch der Agentur Interfax zufolge.
Die Atommacht sieht den von den Vereinigten Staaten in Europa geplanten Raketenschild als Gefahr für ihre Sicherheit. Zuvor hatte der Sekretär der ukrainischen Sicherheitsrates, Alexander Turtschinow, in Kiew davon gesprochen, dass eine solche Abwehranlage Schutz vor möglichen Angriffen aus Russland geben könne.
Der ukrainische Präsident sagte derweil in einem Interview mit dem britischen Rundfunksender BBC, die Ukraine befinde sich in einem „echten Krieg“ mit Russland. „Das ist nicht ein Kampf gegen Separatisten, die von Russland unterstützt werden, das ist ein echter Krieg mit Russland“, sagte Poroschenko in dem am Mittwoch ausgestrahlten Gespräch. Die Tatsache, dass die ukrainischen Streitkräfte „reguläre russische Soldaten“ gefangen hätten, sei dafür ein „starker Beweis“.
Kiew hatte Medienvertretern am Dienstag zwei mutmaßliche gefangene russische Soldaten vorgeführt. Die Männer wurden nach Angaben der ukrainischen Regierung bei Kämpfen in der Separatistenhochburg Luhansk im Osten des Landes gefangen genommen. In einer aufgezeichneten Befragung gaben sie an, sie gehörten zu einer 200 Mann starken russischen Aufklärungseinheit, die vor fast zwei Monaten in das Kampfgebiet gekommen sei.
Seit Montag wurden bei Gefechten in der Ostukraine acht ukrainische Soldaten getötet. Kiew macht das Eindringen weiterer russischer Truppen in das Gebiet für das Aufflammen der Gewalt verantwortlich. „Ich glaube, sie bereiten eine Offensive vor“, sagte Poroschenko der BBC. „Wir sollten darauf vorbereitet sein und ihnen keine Chance zu einer Provokation geben.“
Das russische Verteidigungsministerium erklärte, die Gefangenen seien „ehemalige russische Soldaten“. Der Berater der ukrainischen Sicherheitsdienste, Markian Lubkibski, teilte am Mittwoch auf seiner Facebook-Seite mit, gegen die beiden Soldaten sei ein Strafverfahren wegen „terroristischer Aktivitäten“ eingeleitet worden.
Kremlsprecher Peskow ging am Mittwoch auf Distanz zu Poroschenko. „Wir haben ein ernstes Vertrauensdefizit, das leider auf konkreten Fakten beruht, auf der konkreten Nicht-Erfüllung von Vereinbarungen in unterschriebenen Dokumenten“, sagte er. Russland hatte die Ukraine dazu aufgerufen, den Mitte Februar in Minsk vereinbarten Friedensplan für das Kriegsgebiet Donbass umzusetzen.
Bei den Kämpfen in der Ostukraine wurden seit Beginn des Konflikts vor 13 Monaten nach UN-Angaben 6250 Menschen getötet. Die Konfliktparteien hatten sich im Februar auf einen von Deutschland und Frankreich vermittelten Waffenstillstand geeinigt, der seitdem jedoch mehrfach gebrochen wurde.