Amerika schickt Flugzeugträger : Nato-Manöver wächst auf 50.000 Soldaten
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Zwischenstopp im britischen Portsmouth: Kampfflugzeuge des Typs F-18 „Hornet“ an Deck des Flugzeugträgers „Harry S. Truman“ am 6. Oktober. Bild: dpa
An der größten Militärübung seit Ende des Kalten Krieges werden noch einmal deutlich mehr Soldaten teilnehmen als bislang geplant. Grund dafür ist die „Truman“.
Die Nato hat ihr bevorstehendes Großmanöver „Trident Juncture“ in Norwegen nochmals ausgeweitet. An der größten Übung der Militärallianz seit dem Kalten Krieg werde auch der amerikanische Flugzeugträger „Harry S. Truman“ teilnehmen, sagte der amerikanische Admiral James Foggo am Dienstag im Nato-Hauptquartier in Brüssel. Auf der „Truman“ und den sie begleitenden Kriegsschiffen befinden sich derzeit rund 6000 Soldaten. Der Verband war zuletzt im Mittelmeer im Einsatz und dort an Angriffen auf die Terrormiliz „Islamischer Staat“ in Syrien beteiligt. Damit würde die Zahl der teilnehmenden Truppen bei „Trident Juncture“ auf 50.000 wachsen. Das Bündnis wies zurück, dass sich die Ende Oktober beginnende Übung gegen Russland richte.
„Trident Juncture 18“ findet vom 25. Oktober bis zum 7. November statt. Simuliert wird der Angriff auf einen der 29 Verbündeten und die Anrufung der Beistandsklausel nach Artikel 5 des Nordatlantikvertrags. Das Manöver soll die Fähigkeit der Nato testen, schnell Truppen aus anderen Teilen Europas und aus Nordamerika zusammenzuziehen.
Bisher hatte das Bündnis von rund 45.000 Soldaten gesprochen. Die Bundeswehr beteiligt mit rund 10.000 Soldaten und 4000 Fahrzeugen. Der große deutsche Anteil hängt damit zusammen, dass die Bundeswehr im kommenden Jahr die Führung der schnellen Eingreiftruppe der Nato, der„Very High Readiness Force“ (VJTF), übernehmen wird. Die geplant 5000 Soldaten umfassende Sperrspitze des Bündnisses soll binnen einer Woche an jeden beliebigen Krisenort im europäischen Allianzgebiet aufbrechen können. Insgesamt wird das Bündnis etwa 150 Flugzeuge, 60 Schiffe und mehr als 10.000 Militärfahrzeuge einsetzen.
Übungsgebiet sind Mittel- und Ost-Norwegen, „umgebende Gebiete im Nordatlantik und in der Ostsee, einschließlich Island und dem Luftraum über Finnland und Schweden“. Die beiden skandinavischen Länder gehören nicht der Nato an, sind aber Partnerstaaten der Militärallianz.
Die Nato hat seit dem Konflikt mit pro-russischen Separatisten in der Ukraine und der Annexion der Krim durch Russland ihre Präsenz in Osteuropa massiv verstärkt. Zuvor war für den Bündnisfall lange Zeit
weniger intensiv geübt worden. Vor allem Polen sowie die baltischen Alliierten Litauen, Lettland und Estland fühlen sich von der aktuellen Politik des großen Nachbarn verstärkt bedroht und fordern Aufrüstung und mehr Abschreckung. Deswegen gilt es auch nicht als Zufall, dass das Manöver in einem Land ausgerichtet wird, das eine gemeinsame Grenze mit Russland hat.
Dennoch wies auch der norwegische General Rune Jakobsen zurück, dass sich das Szenario gegen Russland richte. Das „Kerngebiet“ der Übung befinde sich „1000 Kilometer von der russischen Grenze entfernt“, sagte er. Einsätze der Luftwaffe fänden in 500 Kilometer Abstand statt. „Es sollte keinen Grund für die Russen geben, Angst zu bekommen“, sagte der General.
Russland hatte im September mit „Wostok 2018“ laut eigenen Angaben das größte Manöver in seiner Geschichte abgehalten. An der Übung im Osten des Landes nahmen angeblich fast 300.000 Soldaten, 36.000 Panzer und Militärfahrzeuge, tausend Flugzeuge und 80 Kriegsschiffe teil. Nach übereinstimmenden Schätzungen russischer und westlicher Beobachter lag die tatsächliche Truppenstärke jedoch unter der offiziellen Zahl. Auch China und die Mongolei beteiligten sich.