https://www.faz.net/aktuell/politik/rassismus-vorwuerfe-bongolische-feuer-12426804.html

Rassismus-Vorwürfe : Bongolische Feuer

Godfrey Bloom von der United Kingdom Independance Party (UKIP) Bild: picture alliance / dpa

Ein britischer Europa-Abgeordneter freut sich über Rassismus-Vorwürfe. Er sei eben „kein Wischi-Waschi-Tory“, sagt Godfrey Bloom - und amüsiert sich über das mediale Trommelfeuer.

          2 Min.

          Schon seit längerem ärgern sich Briten am konservativen Rand über die milliardenschweren Finanztransfers, die einmal „Entwicklungshilfe“ hießen und in Zeiten erhöhter Kultur- und Sprachsensibilität als Beiträge zur wirtschaftlichen Zusammenarbeit bezeichnet werden. Der britische Europa-Abgeordnete Godfrey Bloom bewegte sich daher durchaus auf Parteilinie, als er bei einer Veranstaltung der rechtspopulistischen „United Kingdom Independence Party“ (Ukip) in den West Midlands ein Ende der Zahlungen forderte. Ein mediales Trommelfeuer entfachte er nur mit seiner Wortwahl: Er könne schlichtweg nicht verstehen, wie man als hoch verschuldeter Staat Monat für Monat eine Milliarde Pfund „an Bongo-Bongo-Land“ geben könne - zumal davon überwiegend Markensonnenbrillen, Sportwagen und Apartments in Paris gekauft würden.

          Jochen Buchsteiner
          Politischer Korrespondent der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung in Berlin.

          Niemand weiß, wo „Bongo-Bongo-Land“ liegt, nicht einmal Bloom selbst, wie er am Mittwoch in einem Rechtfertigungsgespräch mit der BBC zugeben musste. Er habe auch keine Ahnung, wo „Ruritania“ sei, der europäische Staat, den der Autor Anthony Hope für drei seiner Romane erfunden hat. Glätten kann Bloom die Wogen mit derlei Späßen allerdings nicht. Bongo Bongo klingt zwar nicht so anrüchig wie Bunga Bunga, aber doch zu tribal und - als Synekdoche eingesetzt - zu herabsetzend, um ihm durchgelassen zu werden. Zumindest der „Guardian“, der den auf Video festgehaltenen Vorfall länglich dokumentierte, ließ keinen Zweifel daran, dass man es mit einem Akt des Rassismus zu tun habe.

          „Ich bin kein Wischi-Waschi-Tory“

          Gegen diesen Vorwurf verwahrte sich Bloom nun in der BBC und führte als Beweis der Unschuld seine polnische Ehefrau sowie zwei Kaschmiris ins Feld, die er als Bedienstete beschäftige. „Ich bin kein Wischi-Waschi-Tory, ich bin nicht politisch korrekt“, stellte er klar und fand sogar Gefallen an der hochsommerlichen Aufgeregtheit. „Dass der ,Guardian‘ darüber berichtet, wird meine Wählerschaft in Nordengland wahrscheinlich verdoppeln. Es ist meine Berufung, den ,Guardian‘ und die BBC aus der Fassung zu bringen. Ich liebe das! Ich liebe das!“

          Die Ukip, die in den vergangenen Jahren zur drittstärksten Kraft im Land geworden ist, will in Kürze die Kandidatenliste präsentieren, mit der sie die Europawahl im kommenden Mai gewinnen will. In der Partei werde der Vorfall auf höchster Ebene besprochen, versicherte ein Ukip-Sprecher, womit nur gemeint sein kann, dass Parteichef Nigel Farage sich persönlich des Falles angenommen hat. Schon jetzt sei Godfrey Bloom aufgefordert worden, den Begriff nicht weiter zu verwenden, da ihn Bürger anderer Länder als herabsetzend empfinden könnten, sagte der Sprecher.

          Und wie würde Bloom reagieren, riefe ihn die Parteispitze am Ende sogar zu einer öffentlichen Entschuldigung auf?, wollte die BBC von ihm wissen. Auf die Frage hatte Godfrey Bloom nur gewartet: „Ich würde sagen: Klar - sorry, sorry ihr alle! Sollte ich irgendwen in Bongo-Bongo-Land verletzt haben, werde ich deren Botschafter am Court of St. James schreiben und mich persönlich bei ihm entschuldigen.“

          Weitere Themen

          Neuer Angriff auf US-Stützpunkt

          Syrien : Neuer Angriff auf US-Stützpunkt

          Nach dem US-Vergeltungsschlag in Syrien soll es zu einem weiteren Angriff auf eine US-Basis gekommen sein. Einen Konflikt mit Iran will US-Präsident Biden nicht suchen.

          Topmeldungen

          Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) am 16. März im Deutschen Bundestag.

          Vor dem Koalitionsausschuss : Papa muss es richten

          Die Koalition droht ihre Dauerkrise zum Markenzeichen zu machen. Scholz kann aber darauf bauen, dass Grüne und FDP sich einig sind, bedingungslos beieinander zu bleiben. Das ist die neue Form der Alternativlosigkeit.

          Newsletter

          Immer auf dem Laufenden Sie haben Post! Die wichtigsten Nachrichten direkt in Ihre Mailbox. Sie können bis zu 5 Newsletter gleichzeitig auswählen Es ist ein Fehler aufgetreten. Bitte versuchen Sie es erneut.
          Vielen Dank für Ihr Interesse an den F.A.Z.-Newslettern. Sie erhalten in wenigen Minuten eine E-Mail, um Ihre Newsletterbestellung zu bestätigen.