Aufregung um Amthor-Video : „Hier ist keiner von uns Moslem, der das nicht singen kann“
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„Die Aussage ist Mist“, sagt Amthor heute über seinen Muslim-Spruch von damals. Bild: dpa
Das Rezo-Antwort-Video des jungen CDU-Senkrechtstarters hält die Spitze seiner Partei zurück. Nun sorgt ein anderer Clip mit ihm auf Twitter für Aufregung. Zu Recht?
Gegenstände im Rückspiegel scheinen oft näher als sie sind. Für den heute 26 Jahre alten CDU-Politiker Philipp Amthor aus Ueckermünde ist an diesem Donnerstag ein Gegenstand, der bereits hinter ihm zu liegen schien, wieder deutlich nähergekommen.
Bislang hatte sich der Shootingstar seiner Partei, der mit Positionen rechts der Mitte auf sich aufmerksam gemacht hatte, wenig zu Schulden kommen lassen. Doch nach der Debatte um sein gedrehtes und dann zurückgehaltenes Antwortvideo auf den Youtuber Rezo werden die Aktivitäten von Amthor von zahlreichen Menschen in den sozialen Medien aufmerksam verfolgt. Dabei wurde auf dem Kurznachrichtendienst Twitter diese Woche auch Unschönes zutage gefördert.
Ein Videoausschnitt, der am Donnerstag viral ging, zeigt Amthor bei einer Veranstaltung, in der er zunächst auf einem Marktplatz die Nationalhymne singt. Kurz darauf sagt Amthor dann: „Hier ist keiner von uns Moslem, der das nicht singen kann.“ Dann lacht der Abgeordnete mit den umstehenden, vornehmlich älteren Zuschauern.
Die Frage, die im Netz schnell gestellt wurde: Ist das noch ein dummer Spruch oder schon Rassismus? „Voll daneben und nicht lustig“, kommentierte der Linkspartei-Abgeordnete Stefan Liebich gegenüber FAZ.NET. Noch deutlicher wurde der grüne Bundestagsabgeordnete Omid Nouripour, selbst muslimischen Glaubens: „Die Angst vor der AfD hat Herrn Amthor wohl den Anstand vernebelt“, so Nouripour. „Entweder er entschuldigt sich bei uns deutschen Muslimen oder jemand muss mir den Unterschied zwischen ihm und der AfD erklären.“ Die FDP-Abgeordnete Marie-Agnes Strack-Zimmermann kommentierte das Video mit den Worten: „Herr Amthor ist ein komplexbeladener Wichtigtuer, der im wahrsten Sinne des Wortes auf Teufel komm raus medial vorkommen will.“ Da gebe es nur zwei Antworten. „Die CDU sollte sich von ihm distanzieren, und der große Rest der Welt ihn ignorieren.“ Letzteres wäre für ihn die Höchststrafe.
Entnommen wurde der Videoausschnitt einer Dokumentation von „Y-Kollektiv“, einem Youtube-Kanal, der von einer Gruppe junger Journalisten betrieben wird. Sie ist Teil einer Dokumentation über die beiden Bundestagsabgeordneten Amthor und Markus Frohmaier von der AfD, die bereits am 26. Oktober vergangenen Jahres veröffentlicht wurde. Aus ihr lässt sich auch erkennen, dass es sich bei dem Ausschnitt um eine Wahlkampfveranstaltung Amthors am 3. Oktober 2018 in Strasburg in der Uckermark handelt.
Medienberichte dokumentieren, dass sich Amthor wenige Tage nach der Veröffentlichung der Dokumentation bereits reumütig zeigte. Das Zitat sei „unglücklich gewesen“, sagte er Anfang November dem „Nordkurier“. Er würde „das so auch nicht mehr sagen“, so Amthor. Gegenüber FAZ.NET wurde der Abgeordnete am Donnerstag noch einmal deutlicher: „Die Aussage ist Mist.“ Er habe niemanden angreifen wollen. Dass er damals auf einen Einwurf eines Anwesenden reagiert habe, mache es nicht besser. Es sei um Fußball gegangen, die WM, Özil und Jogis Jungs. Eine Extra-Entschuldigung bei Deutschen muslimischen Glaubens, wie sie der Abgeordnete Nouripour forderte, weist Amthor zurück. „Ich habe mich damals deutlich von der Szene distanziert, was das aus meiner Sicht beinhaltet.“