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Quarantäne für Geimpfte? : Das Verständnis nicht verspielen

  • -Aktualisiert am

Nichts wie weg? Urlauber am Flughafen Lissabon Bild: dpa

Doppelt geimpft schützt auch gut vor Delta – trotzdem müssen geimpfte Portugal-Rückkehrer in Quarantäne verharren. Das muss die Bundesregierung schnell ändern. Sonst will bald niemand mehr ihren Kurs der Vorsicht mittragen.

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          In seinem Bemühen, die Impfbereitschaft in Deutschland zu verbessern, konnte Jens Spahn am Donnerstag gar nicht oft genug hervorheben, dass doppelt geimpfte Menschen gut gegen die Deltavariante des Coronavirus geschützt sind. In der Tat gibt es für diese Annahme inzwischen belastbare Daten.

          Trotzdem sitzen derzeit etliche doppelt Geimpfte und Genesene gefangen in ihren Wohnungen, weil die Bundesregierung zum Beispiel ihr Urlaubsland Portugal kurzfristig zum Virusvariantengebiet erklärt hatte. Anders als Rückkehrer aus anderen Risikogebieten, können Sie sich aus der vierzehntägigen Quarantäne noch nicht einmal freitesten.

          Urlaub versus Unterricht?

          Es ist höchste Zeit, dass diese Regelung für Rückkehrer aus „Delta-Ländern“ aufgehoben wird. Denn die Bundesregierung läuft Gefahr, das Verständnis zu verspielen, das der größte Teil der deutschen Bevölkerung immer noch für die Politik der Vorsicht aufbringt - obwohl sich viele andere EU-Länder einen laxeren Kurs leisten.

          Es bleibt richtig, die enormen Fortschritte im Kampf gegen die Pandemie nicht dadurch zu gefährden, dass aus dem Ausland Virusvarianten eingeschleppt werden, gegen die womöglich die bisherigen Impfstoffe nicht helfen. Der Urlaub Einzelner kann nicht wichtiger genommen werden als, zum Beispiel, der geregelte Schulunterricht Aller nach den Ferien.

          Auf eine wirklich harte Corona-Probe würde der Reiseweltmeister Deutschland in diesem Sommer ohnehin erst dann gestellt, wenn in einem direkten Nachbarland oder besonders wichtigen Zielland für Touristen plötzlich die Inzidenz stark steigen oder gar neue, noch unerforschte Varianten auftauchen sollten. Bundesinnenminister Seehofer hat darauf hingewiesen, dass eine solche Lage „wöchentlich“ eintreten könnte.

          Dann könnte sich die Politik nicht mehr auf den im Vergleich zum vorigen Sommer inzwischen gut organisierten Flughafenkontrollen ausruhen, sondern müsste in großem Stil die Testung, womöglich sogar die Quarantäne von Hunderttausenden Autoreisenden überwachen. Hoffentlich tritt der Fall nicht ein. Hoffentlich sind die Pläne dafür aber weiter gediehen, als Spahn und Seehofer am Donnerstag erkennen ließen.

          Andreas Ross
          Verantwortlicher Redakteur für Nachrichten und Politik Online.

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