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Im Porträt: Merkozy : Ein seltsames Paar

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Bundeskanzlerin Angela Merkel und der französische Präsident Nicolas Sarkozy haben die Vorarbeit geleistet

Bundeskanzlerin Angela Merkel und der französische Präsident Nicolas Sarkozy haben die Vorarbeit geleistet Bild: AFP

Beide sind „Alpha-Tiere“, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Doch Angela Merkel und Nicolas Sarkozy haben sich zusammengerauft.

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          Ein unterschiedlicheres Paar als das Duo Angela Merkel und Nicolas Sarkozy lässt sich kaum vorstellen: Dort der ungeduldig-nervöse Franzose, der Hände und Füße keine fünf Sekunden still halten kann und am liebsten von Thema zu Thema hüpft. Hier die zurückhaltend, fast behäbig wirkende Kanzlerin, die den Dingen gern auf den Grund geht, bevor sie etwas sagt oder tut. In Paris der republikanische Monarch mit einer Machtfülle, die kaum ein anderer Staats- oder Regierungschef in der westlichen Welt besitzt. In Berlin eine Kanzlerin, die in einer Koalition ständig Kompromisse machen und ihre flügelschlagende Partei zusammenhalten muss. Der französische Präsident tendiert zum dramatisierenden öffentlichen Auftritt, die Bundeskanzlerin bleibt nüchtern, selbst dann, wenn sie Dramatisches zu sagen hat.

          Dennoch gibt es zwischen beiden auch Gemeinsamkeiten. Sie sind fast gleich alt - Sarkozy Jahrgang 55, Angela Merkel Jahrgang 54 -, und sie haben als Außenseiter und Aufsteiger Karriere gemacht. Die protestantische Pfarrerstochter aus dem Osten ist erst 1989, während der "Wende", in die Politik geraten. Und erst im Zuge der Parteispendenaffäre Kohls, die zu einer Krise der CDU wurde, ist sie in die erste Reihe des politischen Personals vorgestoßen, wo sie sich, nachdem ihr die Union zunächst Edmund Stoiber als Kanzlerkandidaten vorgezogen hatte, geduldig und zäh ins Kanzleramt vorgekämpft hat.

          Sarkozy, Sohn eines ungarischen Emigranten und einer Mutter, deren Wurzeln in das jüdische Milieu von Thessaloniki zurückreichen, hat nicht, wie in der französischen Elite üblich, an einer "Grande École" studiert, sondern in Nanterre seine "Maîtrise" gemacht, um danach Rechtsanwalt für Wirtschaftsangelegenheiten zu werden. Früh hat er sich in der Politik engagiert, an der Seite von Jacques Chirac, dem Matador der bürgerlichen Rechten. Er wurde Bürgermeister des großbürgerlichen Neuilly an der Pariser Peripherie, wo er die Reichen und Schönen des Landes kennenlernte; mit vielen von ihnen ist er freundschaftlich verbunden. Seine Karriere hatte Höhen - als junger Minister in der Regierung Balladur - und Tiefen - vor allem, als Balladur zum Rivalen Chiracs wurde und Sarkozy sich mit ihm verbündete. Nach Balladurs Niederlage bei der Präsidentenwahl 1995 wurde der "Verräter" vom frisch gewählten Präsidenten Chirac in die Wüste geschickt.

          Ehrgeizig sind beide. Sarkozy bekannte früh, er denke nicht nur beim morgendlichen Rasieren an den Élysée-Palast. Frau Merkel wurde spätestens zu Zeiten, als sie Generalsekretärin der CDU war, Lust auf das Kanzleramt nachgesagt. Solche „Alpha-Tiere“ der Politik brauchen einige Zeit, bis sie ihre Kräfte aneinander gemessen haben. Aus dem ungleichen Paar konnte "Merkozy" erst werden, als beide erkannten, dass sie in der EU nur gemeinsam etwas bewirken können. Über die Lösung der Euro-Krise lagen sie lange im Streit. Vielleicht sind sie sich bei den vielen Krisentreffen auch persönlich nähergekommen - als Sarkozy spürte, dass ihm da eine Partnerin gegenübersaß, die aus demselben harten Holz geschnitzt ist wie er.

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