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Porträt : Laurenz Meyer - der Mann ohne Eigenschaften

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CDU-Generalsekretär Laurenz Meyer ist ein Mann ohne Eigenschaften. Wadenbeißer ist er nicht. Prellbock darf er nicht sein.

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          Ein Generalsekretär muss zwei Aufgaben gleichzeitig beherrschen. Er muss zum einen den Wadenbeißer spielen und den politischen Gegner bei jeder Gelegenheit angreifen können. Zum zweiten muss er eine Prellbock-Funktion erfüllen und die Schuld für alle Fehler der Parteiführung übernehmen, so dass der Chef beziehungsweise in diesem Falle die Chefin unbeschädigt bleibt.

          Laurenz Meyer wird keiner dieser beiden Aufgaben gerecht. Für das erstere fehlt ihm der Biss. Im zweiten Fall wird er durch die Chefin behindert, die sich auch bei Niederlagen wie der eigentlich nebensächlichen Sitzordnung auf dem Dresdner Parteitag hinter ihn stellt, anstatt ihn als Sündenbock zu gebrauchen. Ursprünglich wollten Merkel und Meyer die Sitzordnung so abändern, dass neben dem Redner nur vier weitere Personen auf dem Podium sitzen. Das scheiterte aber am Widerstand zahlreicher Spitzenpolitiker.

          „Weiß nicht, wie die Partei tickt“

          Einer, der das Innenleben recht gut kennt, meint: „Bei Kohl wäre das anders gelaufen. Der hätte dann gesagt: Mensch Hintze, wie konnten Sie so einen Vorschlag machen.“ Dennoch sieht man die Chefin nach den Regionalkonferenzen und ihrer als gut empfundenen Rede bei den Haushaltsberatungen als stabilisiert. Meyer hingegen wird vorgeworfen: „Er weiß nicht genau, wie die Partei tickt.“

          Seit Meyer sich bei seinem Antritt mit dem Satz „Einen zweiten Fehlgriff können Sie sich nicht erlauben“ in die Nesseln gesetzt hat, ist er nicht aus diesem Schlamassel herausgekommen. Es folgten sein Missgriff mit dem Rentenplakat, auf dem der Bundeskanzler in Verbrecherpose abgebildet war. Aber auch die Probleme mit der Parteireform, die jetzt auf 2003 verschoben wurde, werden zum größeren Teil ihm angelastet.

          Relaxed in die Wahl

          Wenn Meyer der notwendige Biss fehlt, so mag das auch daran liegen, dass er übervorsichtig geworden ist. Bei jeder Pressekonferenz achtet er akribisch darauf, wie er zitiert wird und korrigiert sofort, wenn er argwöhnt ein Journalist wolle ihm etwas in den Mund legen. Er findet immer etwas zu beargwöhnen.

          Spekulationen darüber, dass ihn die Partei für seine bisher nicht eben überzeugende Leistung mit einem schlechten Wahlergebnis strafen könnte, pariert Meyer mit dem Hinweis: „Darüber mache ich mir wenig Gedanken. Ich gehe relaxed in die Wahl.“ Meyer ist zwar seit gut einem Jahr im Amt, muss aber noch vom Parteitag bestätigt werden. Über sein Wahlergebnis macht er sich „keine Gedanken“. „Die Signale aus der Partei sind positiv“, versichert der 53-Jährige.

          Keine Schmerzgrenze

          Mit einem Resultat von knapp 60 Prozent wie Rudolf Scharping auf dem SPD-Parteitag wäre er allerdings „nicht besonders glücklich“, räumt der Nordrhein-Westfalen dann doch ein und fügt hinzu: „Ich gehe nicht davon aus, dass es zu so einem Ergebnis kommt.“ Die Frage nach seiner Schmerzgrenze lässt er jedoch unbeantwortet. Das muss er auch. Denn würde er eine nennen, liefe er Gefahr eventuell aufhören zu müssen. Das aber kann er derzeit nicht. Damit würde er nur der Parteichefin, hinter die er sich bislang vorbehaltlos gestellt hat, schaden.

          Das weiß auch die Partei. Noch einen Wechsel auf dem Posten des Generalsekretärs kann man sich nicht leisten. Allzu offenkundig hatte sich Meyers Vorgänger Ruprecht Polenz als Fehlgriff erwiesen. Darum werben die Landesvorstände hinter den Kulissen bei den 1001 Delegierten, Meyer nicht im Regen stehen zu lassen. So kann Meyer mit einem achtbaren, wenn auch nicht mit einem ehrlichen Ergebnis rechnen.

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