Papstvesper : Hingabe statt Selbstverwirklichung
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Pilger in Etzelsbach: „Damit der Glaube eine Zukunft hat” Bild: dpa
Etwa 90.000 Menschen sind zum Wallfahrtsort Etzelsbach gekommen, um Benedikt XVI. zu treffen. Der Papst hat sich in seiner Predigt gegen das „Leitbild des modernen Lebens“ gewandt. Selbstverwirklichung könne leicht in „verfeinerten Egoismus“ umschlagen.
Der Papst hat sich in seiner Predigt beim Gottesdienst im Wallfahrtsort Etzelsbach im Eichsfeld gegen das „Leitbild des modernen Lebens“ gewandt, demzufolge Selbstverwirklichung zur wahren Entfaltung des Menschen führe. Jenes Leitbild könne leicht in einen „verfeinerten Egoismus“ umschlagen. Entfalten könne sich der Mensch vielmehr durch die Haltung der Hingabe.
Nach Etzelsbach war der Papst aus Erfurt gereist, um an dem traditionsreichen Marienwallfahrtsort die Vesper zu feiern, das Abendgebet der Kirche. Benedikt XVI. erinnerte an die Bedeutung der Stätte, an der sich die Eichsfelder „in zwei gottlosen Diktaturen, die es darauf anlegten, den Menschen ihren angestammten Glauben zu nehmen“ sicher gewesen seien, eine offene Tür und inneren Frieden zu finden.
Nach Angaben der Veranstalter waren bis zum Beginn der Feier gegen 18 Uhr rund 90.000 Menschen gekommen. Schon lange vorher waren Zehntausende auf das freie Feld geströmt, um den Papst zu sehen und mit ihm zu beten. Benedikt XVI. reiste per Hubschrauber aus Erfurt an und fuhr mit dem „Papamobil“ in einer Runde an den Gläubigen vorbei, die ihn willkommen hießen.
„Benedikt, wir sehen uns zwei Mal“
Bevor der Papst den Vespergottesdienst eröffnete, baten ihn stellvertretend für die mehrheitlich katholischen Eichsfelder mehrere Gruppen um sein Gebet und dankten ihm für seinen Besuch. Zum Beispiel erinnerte eine Gruppe daran, dass das Eichsfeld einst durch die innerdeutsche Grenze getrennt worden war und äußerte ihre Dankbarkeit über die „wieder gewonnene Einheit und Freiheit“.
Jugendliche, die bereits beim Weltjugendtag in Madrid gewesen waren, trugen T-Shirts mit der Aufschrift „Benedikt, wir sehen uns zwei Mal“ und baten den Papst, ihnen Verantwortung für die Zukunft der Kirche zuzutrauen. Wieder andere verwiesen auf die katholischen Traditionen, die im Eichsfeld tief verwurzelt seien und baten Benedikt XVI., die Menschen im Christsein zu stärken, „damit der Glaube eine Zukunft hat“.
Die Feier endete damit, dass der Papst den Gläubigen den sogenannten sakramentalen Segen spendete. Dieser wird erteilt mit einer Monstranz, in der eine gewandelte Hostie ist, in der Katholiken den Leib Christi sehen. Es ist eine besonders feierliche Form der Segensspendung.
Am Samstag früh hält der Papst noch eine Messe auf dem Erfurter Domplatz, bevor er zu der letzten Station seiner viertägigen Reise aufbricht, nach Freiburg.