Papstmesse in Freiburg : „Wir müssen Flagge zeigen“
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Hinter der Rollbahn des Freiburger Flugplatzes war eine große Altarbühne für den Papst aufgebaut Bild: dpa
1200 Gläubige aus dem Bistum Limburg sind nach Freiburg gekommen - einfach, um Benedikt XVI. einmal live zu sehen, des großen Gemeinschaftserlebnisses wegen oder um Bestärkung in ihrem Glauben zu bekommen.
Wer den Papst hören will, muss aufgeweckt sein. Voller Erwartung ist auch die Pilgergruppe aus dem Bistum Limburg, die zum letzten großen Gottesdienst des Papstes während seines Deutschlandbesuchs nach Freiburg gekommen ist - auch wenn sie mitten in der Nacht aufstehen mussten. Mit Bussen sind die gut 1200 Menschen angereist. Den letzten Weg zu dem Gottesdienst-Gelände, dem Freiburger City-Flugplatz, gehen sie zu Fuß. Fast eine Stunde dauert der Pilgerweg der Christen aus allen Winkeln der Diözese.
Er beginnt natürlich nicht irgendwie, sondern mit einer kleinen Andacht mit Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst. Er ist schon in Freiburg, er begleitet die Reise des Papstes seit deren Beginn am Donnerstag in Berlin. Unterwegs auf dem Weg zieht er eine positive Bilanz des Besuchs, lobt die „Klarheit“ in den Ansprachen des Papstes und findet, dass dessen „große Rede“ im Bundestag noch für Diskussionen sorgen werde, ja, ein „Referenztext“ werde, auch für die Gestaltung Europas. Der Bischof ist bei weitem nicht der einzige in der Pilgergruppe, der sich derart positiv über die Bundestagsrede mit ihrem Gedanken der „Ökologie des Menschen“ äußern. So lobt zum Beispiel auch eine Koreanerin aus der Frankfurter koreanisch-katholischen Gemeinde den „gelehrten und philosophischen Auftritt“ von Benedikt XVI. im Bundestag.
„Es ist wichtig, über Christus zu sprechen“
Doch heute sind sie gekommen, um mit dem Papst einen Gottesdienst zu feiern - einfach, um Benedikt XVI. einmal live zu sehen, des großen Gemeinschaftserlebnisses wegen oder um Bestärkung in ihrem Glauben zu bekommen. Als der Papst in seinem „Papamobil“ auf dem Gelände vorfährt, heißt ihn auch die Limburger Gruppe willkommen - zwei Transparente mit seinem Konterfei und dem Limburger Dom werden hochgehalten. Ob der Papst von seinem einige Meter entfernten Fahrweg wahrnimmt? Auch wenn nicht - die Gruppe hat ihre Nähe zu Benedikt gezeigt, wie durch die Wallfahrt insgesamt. „Die Beziehung der Kirche von Limburg zum Nachfolger Petri ist mir ein wichtiges Anliegen“, sagt der Bischof.
Um diese enge Verbindung geht es auch dem Papst in seiner Predigt: „Die Kirche in Deutschland wird
für die weltweite katholische Gemeinschaft weiterhin ein Segen sein, wenn sie treu mit den Nachfolgern des heiligen Petrus und der Apostel verbunden bleibt, die Zusammenarbeit mit den Missionsländern in vielfältiger Weise pflegt und sich dabei auch von der Glaubensfreude der jungen Kirchen anstecken lässt.“ (Siehe auch: Abschlussmesse in Freiburg: Papst ruft zur Einheit auf)
Dass der Papst mit Deutschland auch ein Missionsland besucht, hebt ein aus Polen stammender, 27 Jahre alter Priesterkandidat aus Frankfurt auf dem Weg zur Messe hervor. „Gerade in Westeuropa ist es wichtig, über Christus zu sprechen, und das tut der Papst.“ Und ein 58 Jahre alter Mann aus Waldbrunn meint: „Wir werden immer kleiner und müssen Flagge zeigen. Deswegen ist mir ein solch großer Gottesdienst wichtig, aber auch deshalb, weil er mich in meinem Glauben stärkt.“
„Er ist nicht wie ein Politiker“
Der Papst dankt in seiner Predigt allen haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeitern in den Pfarreien und der Caritas (die in Freiburg ihre Deutschlandzentrale hat), ermahnt die deutsche Kirche aber auch zur Einheit, nicht nur dem Nachfolger Petri sondern auch untereinander. Wichtig ist ihm, dass Priester und Laien - je nach ihrer spezifischen Berufung - in Einheit zusammenarbeiten, dass Pfarreien, Gemeinschaften und Bewegungen sich gegenseitig stützen und „die Getauften und Gefirmten die Fackel des unverfälschten Glaubens in Einheit mit dem Bischof hochhalten und ihr reiches Wissen und Können davon erleuchten lassen“. Dann werde die Kirche in Deutschland die großen Herausforderungen der Gegenwart und Zukunft bestehen und „Sauerteig in der Gesellschaft“ bleiben.
Er warnt vor „kirchlichen Routiniers“, die in der Kirche nur noch den Apparat sähen, ohne vom Glauben berührt zu sein. Und fügt hinzu: „Agnostiker, die von der Frage nach Gott umgetrieben werden; Menschen, die unter ihrer Sünde leiden und Sehnsucht nach dem reinen Herzen haben“, seien näher am Reich Gottes als jene Routiniers. Die Erneuerung der Kirche ist für den Papst nun einmal nicht möglich ohne „die Bereitschaft zur Umkehr und einen erneuerten Glauben“.
Vielleicht denkt der Limburger Bischof vorne an dem großen Altar an seine Erfahrungen, die er in den vergangenen Tagen gerade in Berlin und Erfurt gemacht hat und wie er sie auf dem Weg zur Messe ausgedrückt hat: „Gerade die Kirche in der Diaspora ist eine entschiedene Kirche.“ Gelegenheit, über die Predigt und das Erlebnis des großen Gottesdienstes zu sprechen, haben die Limburger noch den ganzen Tag. Sie essen gemeinsam zu Mittag, und am Abend treffen sie sich noch zu einem Vespergottesdienst in der Freiburger Kirche, die dem Limburger Dom nachempfunden ist. So, wie es ein Jugendlicher schon vor dem Gottesdienst auf dem Pilgerweg gesagt hat: Die Auseinandersetzung mit dem, was der Papst sage, sei wichtig, „auch wenn man anderer Meinung ist“. An Benedikt XVI. schätzt er vor allem dies: „Er ist nicht wie ein Politiker, denn wenn er etwas sagt, meint er es auch so.“