NSU-Prozess : Staatsanwalt ermittelt gegen Anwalt von angeblichem Opfer
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Ein angebliches Opfer: die Angeklagte Beate Zschäpe Ende September mit ihrem Anwalt Mathias Grasel Bild: dpa
Gegen den Rechtsanwalt einer gar nicht existierenden Nebenklägerin im NSU-Prozess sind Ermittlungen eingeleitet worden. Das teilte die Staatsanwaltschaft Aachen mit. Und es gibt noch mehr Vorwürfe gegen den Anwalt.
Die Staatsanwaltschaft Aachen hat ein Ermittlungsverfahren gegen Rechtsanwalt Ralph Willms aus Eschweiler eingeleitet. Das teilte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft am Montag auf Anfrage mit. Willms hatte im Münchner NSU-Prozess ein angebliches Terroropfer namens „Meral Keskin“ vertreten, inzwischen aber eingestanden, dass seine Mandantin gar nicht existiert.
Anlass für die Ermittlungen seien Presseveröffentlichungen, sagte der Sprecher. Weil Willms für die Vertretung des angeblichen NSU-Terroropfers im Münchner Prozess eine Vergütung erhalten habe, hege die Staatsanwaltschaft einen „Anfangsverdacht“ auf Betrug.
Gleichzeitig wurde am Montag bekannt, dass Willms auch eine Entschädigungszahlung der Bundesregierung entgegen genommen haben soll, die für „Meral Keskin“ bestimmt war. Eine Sprecherin des Bundesjustizministeriums sagte, der Anwalt sei als Nebenklage-Vertreter im NSU-Prozess „legitimiert gewesen“. Das Geld, ein Betrag in Höhe von 5000 Euro, sei auf ein Anderkonto von Willms überwiesen worden.
Gegen Willms läuft auf Antrag der Anwaltskammer außerdem ein standesrechtliches Verfahren bei der Generalstaatsanwaltschaft Köln. Dabei gehe es um Verdacht, Willms habe für das Mandat eine Provision bezahlt, sagte eine Sprecherin am Montag.
Willms hatte über seinen eigenen Anwalt erklären lassen, er sei von einem anderen NSU-Geschädigten getäuscht worden. Der Mann habe ihm ein Foto der vermeintlichen „Meral Keskin“ vorgelegt und für die Vermittlung der Mandantin eine Provision verlangt. Auch gegen diesen Mann ermittelt die Staatsanwaltschaft wegen Betrugsverdachts.