
Mordfall Lena : Im Nachhinein wissen es alle im Voraus
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Erst richtete sich die Hetzjagd im Mordfall Lena gegen einen Tatverdächtigen. Jetzt geht es gegen Beamte, denen eine Mitschuld an dem Sexualverbrechen gegeben wird.
Kaum sind Vorverurteilungen im Fall des ermordeten Mädchens in Emden als Irrungen eines unzivilisierten Mobs angeprangert worden, da geht es damit fröhlich weiter. Richtete sich die Hetzjagd erst gegen einen Tatverdächtigen, der seines Lebens nicht mehr froh zu werden droht, geht es nun gegen Beamte, denen eine Mitschuld an dem Mord gegeben wird.
Schon zu viele „Spezialisten“ und selbsternannte Richter haben sich im Emder Mordfall aber zu Wort gemeldet, als dass jetzt über Polizei, Staatsanwaltschaft, Psychiatrie und Jugendamt vorschnell der Stab gebrochen werden darf.
Doch durch die in solchen Situationen angebrachte Unterscheidung zwischen tatsächlich und mutmaßlich lassen sich Politik und Boulevard auch jetzt nicht bremsen. Sie wissen wieder einmal ganz genau, was alles hätte verhindert werden können.
Ähnliches Engagement würde man sich von ihnen wünschen, wenn es um die Personalausstattung von Gerichten, Staatsanwaltschaften, Polizei, Jugendämtern und Psychiatrie geht. Darüber aber breitet sich betretenes Schweigen. Das ist nicht nur mutmaßlich, sondern tatsächlich verantwortungslos.