
Missbrauch in Rotherham : Stadt des Schweigens
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In einer der Pressemitteilungen lässt die neue Verwaltungschefin von Rotherham wissen, dass sie den Erklärungsbedarf verstehe, aber eine andere Priorität setzen müsse: die übergangslose Aufrechterhaltung der städtischen Leistungen. Tatsächlich schnurrt das „Riverside House“, als sei es frisch geölt worden: In der modern gestalteten Wartehalle ruft ein Lautsprecher alle paar Minuten einen Bürger zu den Schaltern. Anträge werden angenommen, Papiere ausgestellt, Sozialleistungen ausgezahlt. In der eindrucksvoll bestückten Leihbücherei, die auch Bücher auf Arabisch oder Bengali anbietet, sitzen junge Einwanderer an den Computern und schreiben Facebook-Mitteilungen oder schauen Fußball.
In den Pubs der Stadt wundert man sich nicht, dass die alten Kommunalpolitiker untergetaucht sind. „Die haben jetzt Angst, was Falsches zu sagen“, vermutet Martin, ein Sozialarbeiter aus Rotherham. „Was hier passiert ist, ist absolut schändlich, und wir brauchen jetzt massenhafte Ermittlungen, aber das wird nicht passieren“, prophezeit er. Nach Jahrzehnten ohne politischen Wechsel kennt man sich nur zu gut in den Behörden, bei der Stadt, bei der Polizei, bei der Staatsanwaltschaft. Auch die Verbrecher aus der pakistanischen Gemeinde, glaubt Martin, hätten nicht viel zu befürchten: „Labour legt sich doch nicht mit denen an, von denen es gewählt wird.“
Die Gräben könnten tiefer kaum sein
In den Zeitungen, insbesondere in der „Times“, die sich um die Aufklärung besonders verdient gemacht hat, ist derzeit viel von „politischer Korrektheit“ die Rede. In den Behörden sei geschwiegen worden, weil man nicht als „rassistisch“ oder „islamophob“ gebrandmarkt werden wollte. Die Gutachter bestätigen dies durch ihre Interviews, aber es ist nur ein Teil der Wahrheit. Ein anderer hat mit kaltem politischen Kalkül zu tun, und ein weiterer ist rein krimineller Natur.
Vor wenigen Tagen wurde bekannt, dass die nationale Polizeibehörde „National Crime Agency“ gegen einige Rotherhamer Stadträte und Polizisten mit pakistanischen Wurzeln ermittelt. Sie sollen selbst den Kinderschänderringen angehört und womöglich ein strafrechtliches Vorgehen behindert haben. Den 1400 Missbrauchsfällen stehen bislang nur fünf Verurteilungen gegenüber – und auch diese Männer sind mittlerweile wieder auf freiem Fuß. Vor wenigen Tagen erhöhte ein mysteriöser Tod die Unruhe in Rotherham: Der unter Verdacht stehende Polizist Hassan Ali kam, wie es in den Lokalzeitungen hieß, bei einem „Autounfall“ ums Leben. In den Pubs von Rotherham wird nun spekuliert, ob sich Ali vor ein Auto geworfen hat oder überfahren wurde. Möglicherweise habe jemand seine Aussage gefürchtet, heißt es.
Die Zustände rufen nach einer großen Inventur. Aber wo soll die herkommen? Rotherham ist vermutlich kein Einzelfall, und doch steht die Stadt mit ihren Problemen ziemlich alleine da. In den tristen Randgebieten wie Eastwood streifen jene Jugendlichen durch die Straßen, die es nicht geschafft haben. „Die haben ihre Wahl getroffen, die wollen sich nicht integrieren“, sagt der Sozialarbeiter. Er sieht einen direkten Zusammenhang zwischen den Verbrechen an den Minderjährigen und dem Islam. „Die lesen schon im Koran, dass Mohammed zwölfjährige Mädchen im Bett hatte. Die haben kulturell einfach ein anderes Bild von Frauen“, sagt er.