Missbrauch an der Odenwaldschule : Früherer Schulleiter entschuldigt sich
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Diese Bilder aus dem Archiv der Odenwaldschule zeigen Gerold Becker Bild: ddp
Der ehemalige Leiter der Odenwaldschule hat sexuelle Verfehlungen gegenüber Schülern eingestanden. In einem Brief äußert Gerold Becker, einer der führenden Reformpädagogen Deutschlands, tiefes Bedauern über seine Taten.
Der ehemalige Schulleiter der Odenwaldschule Gerold Becker hat sexuelle Verfehlungen gegenüber Schülern zugegeben. Wie die F.A.Z. erfuhr, schreibt Becker, einer der führenden Reformpädagogen Deutschlands, in einem Brief an die heutige Leiterin der Schule, Margarita Kaufmann: „Schüler, die ich in den Jahren, in denen ich Mitarbeiter und Leiter der Odenwaldschule war, durch Annäherungsversuche oder Handlungen sexuell bedrängt oder verletzt habe, sollen wissen: Das bedauere ich zutiefst und ich bitte sie dafür um Entschuldigung. Diese Bitte bezieht sich ausdrücklich auch auf alle Wirkungen, die den Betroffenen erst später bewusst geworden sind.“
Um Entschuldigung bittet Becker in dem Schreiben ebenfalls „Personen und Institutionen, mit denen ich in den vergangenen vierzig Jahren zusammengearbeitet habe und die durch mein Verhalten beschädigt worden sind“. Obwohl es in den vergangenen Wochen hieß, Becker sei einer Erkrankung wegen nicht mehr ansprechbar, schreibt er nun: „Die von mir vor zwölf Jahren geäußerte Bereitschaft zu einem Gespräch mit betroffenen Schülern wiederhole ich noch einmal.“
Mit dieser „Erklärung“ geben sich Schüler nicht zufrieden
Ehemalige Schüler der Odenwaldschule signalisierten gegenüber der F.A.Z., dass sie sich mit dieser „Erklärung“ nicht zufrieden geben könnten. Unter diesen Ehemaligen, aber dem Vernehmen nach auch seitens der Schulleitung der Odenwaldschule, wird Beckers Umschreibung seiner verjährten Straftaten als „Annäherungsversuche oder Handlungen“ als unzureichend bewertet.
Becker war von 1969 bis 1985 an der Odenwaldschule tätig, in der überwiegenden Zeit als Schulleiter. Die Leiter der 21 reformpädagogischen Internate haben sich unterdessen in einer Erklärung dazu verpflichtet, jeden sexuellen Übergriff künftig der Staatsanwaltschaft anzuzeigen und Täter unverzüglich aus dem Dienst zu entlassen.