
Lindner gegen Merz : Entfremdung zwischen Union und FDP
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Manchmal ist dem Oppositionsführer doch noch die Aufmerksamkeit auf der Regierungsbank sicher, so in der Debatte über den Bundeshaushalt am 22. November 2022 Bild: Omer Messinger
Dass der Oppositionsführer im Bundestag keinen Führungsanspruch für das moderne Deutschland verkörpere, ist leicht gesagt. Doch das Zerwürfnis, das hinter dieser Äußerung steckt, wiegt schwer.
Es entbehrt nicht einer gewissen Tragikomik, wenn und wie der FDP-Vorsitzende und Bundesfinanzminister Christian Lindner meint, die Eignung des Oppositionsführers im Bundestag als Kanzlerkandidat von CDU und CSU in Zweifel ziehen zu müssen.
Denn um zu wissen, dass es in der Union Bedenken gibt und dass diese eher größer als kleiner werden, braucht es Lindner nicht, genauso wenig wie den CSU-Springteufel Markus Söder.
Der schleswig-holsteinische Ministerpräsident Daniel Günther hat die Konfliktlinien, die in der CDU allein entlang des Migrationsthemas verlaufen, am Wochenende in aller Deutlichkeit offengelegt.
Lindners Sticheleien gegen Merz („kein Führungsanspruch für das moderne Deutschland“) sind vielmehr ein Indiz dafür, dass die Entfremdung zwischen Union und FDP zu einem Dauerzustand geworden ist – was aber den Freien Demokraten schon jetzt nicht nützt und ihnen in Zukunft nachgerade existenziell gefährlich werden könnte.
Denn Lindners FDP, die in den Augen vieler bürgerlicher Wähler im Bund schlecht regiert, profitiert von einer schwachen Union erkennbar ebenso wenig wie jene FDP, die in den Ländern eine Machtoption nach der anderen verliert, weil sie personell zerstritten ist und inhaltlich konfus agiert.
Lindners Auftritt vor seinem Heimatverband Nordrhein-Westfalen sagt daher wenig aus über den Zustand der CDU. Umso mehr über den der FDP.