Kritik in der SPD an Steinbrücks Bewerbung : „Das könnte schnell zu einem Bumerang werden“
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Altkanzler Helmut Schmidt (rechts) mit seinem Kanzlerkandidaten Peer Steinbrück Bild: dpa
Noch ist er nicht einmal Kanzlerkandidat, schon regt sich heftiger Unmut über Peer Steinbrück. In der F.A.S. kritisieren führende SPD-Landespolitiker seine Auftritte mit Helmut Schmidt und sprechen sich gegen eine rasche Entscheidung über den Kanzlerkandidaten aus.
Führende Landespolitiker der SPD haben sich gegen eine rasche Entscheidung über den Kanzlerkandidaten der SPD ausgesprochen. In der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“ (F.A.S.) kritisierten sie die Auftritte des ehemaligen Bundesfinanzministers Peer Steinbrück (SPD) mit dem früheren Bundeskanzler Helmut Schmidt.
Der Chef des Berliner Landesverbandes, Michael Müller, sagte: „In den Parteigremien erlebe ich Skepsis gegenüber dem Vorgehen von Peer Steinbrück. Natürlich zählt er zu den möglichen Kanzlerkandidaten, aber sein Agieren wird als überinszeniert empfunden.“ Müller warnte davor, die SPD bei der Entscheidung zu übergehen: „Wenn der Eindruck entsteht, dass an allen Gremien der SPD vorbei Fakten geschaffen werden sollen, dann kann das sehr schnell zum Bumerang werden.“
Kritisch äußerte sich auch der Landesvorsitzende der niedersächsischen SPD, Olaf Lies: „Der Kanzlerkandidat der SPD wird nicht in einer Talkshow bestimmt, sondern durch die Partei. Es zeugt von einer großen Wertschätzung, dass Helmut Schmidt Peer Steinbrück als möglichen Kanzler benennt. Aber entschieden ist damit noch nichts.“ Lies fügte hinzu: „Nicht derjenige, der zuerst als Kandidat gilt, ist auch automatisch der kommende Bundeskanzler.“
Die Landesvorsitzende von Sachsen-Anhalt, Katrin Budde, sagte: „Einige in unserem Landesverband sagen, der Auftritt von Helmut Schmidt und Peer Steinbrück im Fernsehen sei ja zu erwarten gewesen, andere sind der Auffassung, das hätte nicht sein müssen.“ Entscheidend für alle sei, dass die Frage der Kanzlerkandidatur weiter offen sei. Die Debatte um den Kanzlerkandidaten der SPD sei „natürlich spannend“, sagte der thüringische Landesvorsitzende Christoph Matschie. „Wir sind aber gut beraten, uns nicht zu früh festzulegen. Wir können selbstbewusst warten, bis die Zeit reif ist“, so Matschie.
Einige SPD-Politiker ließen Zweifel daran erkennen, ob Steinbrück die Inhalte der SPD am besten vertrete. „Ein Kanzlerkandidat muss immer ein breites Spektrum an Themen abdecken. Dazu gehören zum Beispiel die Bildungs- und Sozialpolitik oder auch die Frage der Integration von Migranten“, sagte Müller. Der Generalsekretär der rheinland-pfälzischen SPD, Alexander Schweitzer, sagte: „So wichtig der Kandidat, also die Person ist: Die SPD muss auch programmatisch noch ein paar Schritte gehen bis zur nächsten Wahl. Dabei geht es nicht ausschließlich um wirtschaftliche und finanzpolitische Fragen, die im Moment dominieren.“
„Der Kandidat muss auch zum Programm der SPD passen“, sagte der Niedersachse Lies. Die SPD habe sich unter ihrem Vorsitzenden Sigmar Gabriel auf eine neuen Weg gemacht. „Das muss sich auch in den Positionen des Kandidaten widerspiegeln.“ Steinbrück sei ein guter Finanzfachmann und werde ein wichtiges Mitglied einer Mannschaft der SPD vor der nächsten Bundestagswahl sein. „Er könnte das auch als designierter Finanzminister sein“, sagte Lies der F.A.S.