
Verschwundene Bürger : Dreiste Regime
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Tawakkol Karman, die jemenitische Friedensnobelpreisträgerin aus dem Jahr 2011, hält ein Bild des vermissten saudischen Schriftstellers Khashoggi. Bild: dpa
Ein Spion wird vergiftet, ein Journalist verschwindet und der Interpol-Chef wird plötzlich vermisst. Regime scheinen immer dreister zu werden. Ein Kommentar.
Autoritäre Staaten gehen immer dreister gegen ihre Bürger vor, selbst wenn sich diese in einem anderen Land aufhalten oder im Schutz großer Organisationen glauben. In der Vergangenheit war es das Privileg revolutionärer Staaten wie Iran und Libyen, Dissidenten durch Auftragsmörder in Europa töten zu lassen. In diesem Jahr fügte sich Russland mit einem Giftgasanschlag auf den abtrünnigen Spion Skripal auf britischem Boden in diesen suspekten Kreis ein. Nun mehren sich die Zweifel, ob der saudische Dissident Khashoggi, der seit dem Betreten des saudischen Konsulats in Istanbul nicht mehr gesehen wurde, noch lebt. Der bisherige Chef von Interpol lebt zwar noch, seit einer Reise in sein Heimatland ist er aber kein freier Mann mehr. Lässt China ranghohe Beamte verschwinden, ist das (s)eine Sache. Zieht die Führung aber den Präsidenten einer internationalen Behörde wegen interner Machtkämpfe – und ohne die Mitgliedstaaten zu informieren – aus dem Verkehr, ist das nicht hinnehmbar. Der Umgang mit solchen Regimen wird auch in persönlichen Einzelfällen immer schwieriger.
