Katholische Kirche : Der freigebige Bauherr von Limburg
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Hier mauern nicht nur die Maurer: Das Bistum Limburg gibt keine Auskunft zur Finanzierung der Bauten Bild: Rosenkranz, Henner
Die Kosten der Bauten für Bischof Tebartz-van Elst haben sich vervielfacht. Woher kam das Geld? Wurde es rechtens verwendet? Das Bistum lässt Anfragen ins Leere laufen.
Das Buch trägt den Titel „Rechtskultur in der Diözese“ und hat, dem Erhaltungszustand nach zu urteilen, nicht viele Leser gefunden. Fast unberührt schlief es in der Bibliothek des Priesterseminars Limburg den Dornröschenschlaf, der den meisten Büchern bestimmt ist, die Themen wie „Bischofsprofil. Kanonische Eignung und Bestellung“ oder „Administrative Rechte und Pflichten des Diözesanbischofs“ gewidmet sind. Doch die Verachtung, die viele Theologen dem Recht der katholischen Kirche bis heute entgegenbringen, könnte sich bald rächen, jedenfalls im Bistum Limburg.
Das Drama begann im Jahr 2004. Das Limburger Domkapitel war der Situation überdrüssig, dass Bischof Kamphaus abseits der Stadt im zweiten Stock eines Seitenflügels des Limburger Priesterseminars wohnte. Ein Bischofshaus in der Nähe des Domes sollte her, wie es in den meisten Bistümern in Deutschland schon immer gute Übung war. Eine geeignete Fläche war schnell zur Hand: das Areal rings um die „Alte Vikarie“, ein imposantes mittelalterliches Fachwerkgebäude vis-à-vis dem Limburger Dom. In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts hatte es schon einmal als Bischofshaus gedient. Nun sollte die Vikarie um ein Wohnhaus ergänzt werden und als Ensemble den Ausgangspunkt bilden, um den gesamten Domberg kirchlich zu beleben. Doch das Domkapitel machte die Rechnung ohne den Bischof. Kamphaus widersetzte sich dessen Wünschen und wohnte bis zu seiner Emeritierung im Februar 2007 im Priesterseminar.
Aus zwei wurden zehn Millionen Euro
Sein Nachfolger, der Münsteraner Weihbischof Franz-Peter Tebartz-van Elst, war noch nicht im Amt, als das Domkapitel auf den Umzugsplan zurückkam. Für die Ertüchtigung der Alten Vikarie und den Neubau eines Wohnhauses veranschlagte das Gremium im Dezember 2007 etwa 3,5 Millionen Euro, in Zeitungsberichten war unter Berufung auf einen namhaften Architekten von sechs bis sieben Millionen Euro die Rede. Im Bistum erhob sich daraufhin ein Sturm der Entrüstung. Gerade erst waren die Pfarrgemeinden unter dem Motto „Sparen und Erneuern“ zu maßvoller Haushaltsführung angehalten worden, und nun das. Mitte Januar 2008 und damit kurz vor Tebartz’ Amtseinführung begrenzten Kapitel, Finanzdirektor und Baudezernat die Kosten für alle Baumaßnahmen auf zwei Millionen Euro.
Zu Beginn dieses Sommers wurde das nunmehr „Diözesanes Zentrum Sankt Nikolaus“ genannte Ensemble offiziell seiner Bestimmung übergeben. Doch selbst der zwischendurch auf 5,5 Millionen Euro erweiterte Kostenrahmen erwies sich nach dreijähriger Bauzeit als zu eng. Am Morgen des 29. Juni 2013 teilte das Bistum Limburg mit, die Gesamtkosten für die Errichtung des Diözesanen Zentrums betrügen 9,85 Millionen Euro. Doch auch die Steigerung auf das Fünffache des zunächst veranschlagten Betrags sollte noch nicht das letzte Wort sein.
Schon am Eröffnungstag wurde rings um den Domberg darüber gerätselt, wer überhaupt für die fast zehn Millionen Euro aufgekommen sei. Das Bistum Limburg hatte aus Kirchensteuermitteln eine Rücklage von 2,5 Millionen Euro gebildet. Dieser Betrag war offenbar ebenso verbraucht wie die drei Millionen Euro, von denen es bis dahin geheißen hatte, sie sollten dem Vermögen des sogenannten Bischöflichen Stuhls entnommen werden, einer Körperschaft des öffentlichen Rechts. Woher stammten die übrigen rund vier Millionen Euro, die für den Bau ausgegeben worden sein mussten?