Nach Anschlägen von Paris : Muslimische Verbände rufen zu gesellschaftlichem Zusammenhalt auf
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Die acht größten muslimischen Religionsgemeinschaften in Deutschland wollen sich stärker gegen eine Radikalisierung junger Muslime einsetzen. In einer gemeinsamen Erklärung verurteilen sie die „niederträchtigen und barbarischen Anschläge“ von Paris.
Nach den Anschlägen von Paris haben die acht größten muslimischen Religionsgemeinschaften in Deutschland in einer gemeinsamen Erklärung zum gesellschaftlichen Zusammenhalt aufgerufen und sich zugleich gegen eine Diskriminierung von Flüchtlingen gewandt. In der am Montag in Köln veröffentlichten Erklärung kündigen die muslimischen Verbände an, nun „im engen Austausch mit gesellschaftlichen Akteuren“ über Aktivitäten zu beraten, „um die Reihen der Friedliebenden zu stärken“. Zugleich verurteilen sie die Attentate in Paris als „niederträchtige und barbarische Anschläge“.
„Es ist wichtiger denn je, den gesellschaftlichen Frieden zu stützen und zu stärken“, heißt es in dem Papier mit dem Titel „Gesellschaftlicher Zusammenhalt - jetzt erst recht“. „Die Mörder von Paris irren, wenn sie glauben, sie seien die Vollstrecker eines göttlichen Willens.“
Die Verbände bekunden zudem ihre Entschlossenheit, gegen Terror und jede Form von Gewalt einzustehen. Flüchtlinge müssten nach den Attentaten weiter unterstützt werden: „Gerade in dieser schwierigen Zeit müssen wir mit allen gesellschaftlichen Kräften auch den Flüchtlingen helfen, die Zuflucht bei uns suchen. Wir müssen ihrer Stigmatisierung entgegenwirken.“
Die beste Antwort auf Terrorismus sei, „Hass, Zwietracht und Angst nicht in unsere Herzen eindringen zu lassen“. Vielmehr müssten die Menschen „das Bündnis der Friedliebenden erweitern und dies demonstrativ zeigen“.
Das „Gebot der Stunde“ sei auch, „die Verantwortlichen weltweit“ aufzufordern, „Unterdrückung, Tyrannei und Kriegen im Nahen Osten, in Afrika und überall auf der Welt mit allen Mitteln, die unsere freiheitlichen und demokratischen Werte zulassen, entgegenzuwirken“.
Vertreter der acht muslimischen Verbände waren am Samstag in Köln auf Einladung des Koordinationsrates der Muslime (KRM) zu Beratungen über die Situation nach den Terroranschläge zusammengekommen. Unterzeichner der Erklärung sind neben den vier KRM-Mitgliedern Türkisch-Islamische Union (Ditib), Islamrat, Zentralrat der Muslime (ZMD) und Verband der islamischen Kulturzentren (VIKZ) die Islamische Gemeinschaft der Bosniaken, die Islamische Gemeinschaft der Schiiten, der Verband Ahmadiyya Muslim Cemaat sowie der Zentralrat der Marokkaner in Deutschland.
Die Erklärung dieser in der Deutschen Islam-Konferenz vertretenen Organisationen wird von weiteren Migrantenverbänden unterstützt. Nach Angaben von KRM-Sprecher Zekeriya Altug repräsentieren die Religionsgemeinschaften nahezu alle organisierten Muslime in Deutschland und zwischen 60 und 70 Prozent der hier insgesamt lebenden Muslime, deren Zahl demnach auf rund vier Millionen geschätzt wird.
KRM-Sprecher Altug sagte vor Journalisten in Köln, nach den Abschlägen von Paris müsse Botschaft hierzulande lauten: „Wir stehen zusammen im Schulterschluss gegen diejenigen, die uns auseinander dividieren wollen.“
Zurückhaltend äußerte sich Altug über eine nun womögliche gestiegene Gefahr von anti-muslimischen Anschlägen auf Moscheen. „Das Sicherheitsproblem für Moscheen hat es auch vorher gegeben.“ Zuletzt seien „zwei- bis dreimal so viele Anschläge“ gezählt worden wie noch vor wenigen Jahren. In der aktuellen Situation hätten die muslimischen Religionsgemeinschaften aber „natürlich Sicherheitsbedenken bezüglich unserer Moscheen“.