Anschläge in Paris : „So viele Leute haben sich vor andere gestellt“
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Die „Eagles of Death Metal“ kurz vor dem Angriff der Islamisten Bild: AFP
Zum ersten Mal nach den Ereignissen im Pariser Musikklub „Bataclan“ sprechen die „Eagles of Death Metal“ in einem Interview über den Abend. Sänger Jesse Hughes erzählt, dass ein Gast sein Leben seiner Lederjacke verdankt.
Der Name der Band „Eagles of Death Metal“ wird für immer verbunden sein, mit den islamistischen Anschlägen in Paris am Freitag den 13. November 2015. Die Band spielte gerade ein Konzert im Musikklub „Bataclan“, als Dschihadisten hereinstürmten und mit ihren Kalaschnikows wild in die Menge feuerten. Mindesten 89 Menschen starben. Die Band überlebte den Angriff, weil sie durch eine Tür hinter der Bühne entkommen konnte, verlor jedoch vier Mitarbeiter. Nun haben die beiden Köpfe der Band, Sänger Jesse Hughes und Schlagzeuger Josh Homme – der in Paris nicht mit dabei war – das erste Mal in einem Interview über den Abend gesprochen.
In dem Gespräch mit dem Gründer des „Vice“-Magazins Shane Smith erzählt Jesse Hughes mit sichtlich stockender Stimme, dass mehrere Menschen sich im Umkleideraum der Musiker versteckt hätten. Die Attentäter seien jedoch in den Raum gekommen und hätten alle getötet – „außer einer Person, die sich unter meiner Lederjacke versteckte“. Viele Menschen hätten sich tot gestellt und hätten Angst gehabt, berichtete Hughes. „Ein Hauptgrund, warum so viele Menschen getötet wurden, ist, weil so viele ihre Freunde nicht verlassen wollten. So viele Leute haben sich vor andere gestellt.“
„Vice“ beschrieb das Interview als eine Diskussion mit der Band über „diejenigen, die sie verloren haben, darüber, was in der Nacht passiert ist und ein Versuch herauszufinden, was sie – und wir – jetzt tun können“. „Vice“ stellte am Wochenende zunächst einen kurzen Ausschnitt des Interviews online und kündigte die Veröffentlichung der kompletten Version für die kommenden Tage auf vice.com an.
In der Vorwoche hatte die Band verkündet, bis auf Weiteres alle Touraktivitäten auf Eis zu legen. In ihrer ersten Stellungnahme zu den Anschlägen in der französischen Hauptstadt erklärte die Band am Mittwoch, sie sei „entsetzt" und versuche „noch immer, das Geschehene zu verarbeiten“. Angesichts des Terrorismus riefen sie zu „Liebe und Mitgefühl“ auf.
Anhänger der Band hatten nach dem Anschlag dazu aufgerufen, den Coversong „Save A Prayer“ in die Charts zu bringen. Auf der Facebook-Seite „Eagles Of Death Metal For No. 1“ rufen sie dazu auf, das Lied massenhaft herunterzuladen. Bei dem Song handelt es sich um eine Coverversion des Hits der britischen Band Duran Duran aus dem Jahr 1982. Die Aktion sei als Zeichen der Solidarität aus Großbritannien gedacht gewesen, schrieben die Initiatoren am Mittwoch auf Facebook. „Nun ist der Song dabei, zahlreiche Charts rund um die Welt zu erobern.“ Sänger Simon Le Bon von Duran Duran schrieb auf Twitter, man werde alle Erlöse für einen guten Zweck spenden.