Terror-Ermittlungen : „Es ist eine Operation, die langen Atem erfordert“
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Kriminelle Gotteskrieger
Den Ermittlern war es offenbar gelungen, sein Versteck in dem im Brüsseler Nordosten gelegenen Stadtteil Schaerbeek aufzuspüren. In einem Mülleimer fanden Polizisten den von el Bakraoui benutzten Computer. In einem testamentarischen Text schreibt der Belgier mit marokkanischen Wurzeln, er wisse nach der Festnahme Abdeslams nicht mehr weiter. Van Leeuw zitiert den mutmaßlichen Terroristen mit den Worten, er werde überall gesucht und sei nicht mehr in Sicherheit - wenn er weiter abwarte, riskiere er, in einer Gefängniszelle neben Abdeslam zu landen.
Das letzte Versteck des Terrorkommandos konnte so schnell entdeckt werden, weil sich der Taxifahrer bei der Polizei gemeldet hatte, der die drei Männer am Dienstag mit ihren schweren Koffern zum Flughafen gebracht hatte. Ihm war aufgefallen, dass die Männer ihn nicht die Koffer anfassen ließen. Wie die Staatsanwaltschaft mitteilte, benutzten die Terroristen den leicht entzündlichen Sprengstoff TATP. In Schaerbeek seien große Mengen Material zur Herstellung des Sprengstoffes sichergestellt worden.
Ibrahim und Khalid el Bakraoui waren der Polizei einschlägig bekannt. Khalid war 2011 zu fünf Jahren Haft wegen Diebstahls mit Gewaltanwendung, Ibrahim 2010 zu neun Jahren Haft wegen Raubüberfalls verurteilt worden. Vieles deutet darauf hin, dass die Brüder in Kontakt mit Salah Abdeslam und mit Abdelhamid Abaaoud, dem mutmaßlichen Drahtzieher der Pariser Anschläge vom 13. November, gestanden haben.
Sichere Wohnung in Charleroi
Khalid el Bakraoui soll unter einem Decknamen die Wohnung in Forest, im Brüsseler Südwesten, angemietet haben, in der sich Salah Abdeslam möglicherweise bis zur Hausdurchsuchung durch die Polizei am Dienstag vergangener Woche versteckt haben soll. Dort waren nicht nur Fingerabdrücke Abdeslams, sondern auch große Mengen Munition, Waffen und Zünder gefunden worden. Kurz vor den Attentaten von Paris, am 3. September 2015, soll Khalid einen Mietvertrag für eine Wohnung in Charleroi unter dem Decknamen Ibrahim Maaroufi unterzeichnet haben. Dort stießen die Ermittler im Dezember auf Fingerabdrücke des mutmaßlichen Drahtziehers der Pariser Anschläge, Abaaoud, sowie auf Fingerabdrücke von Bilal Hafdi, einem der Selbstmordattentäter vom Stade de France.
Nach Erkenntnissen der Polizei diente die Wohnung in Charleroi einem Teil der Attentäter als Versteck, von dem aus sie die Anschläge planten. Auf eine Verbindung zu den Attentätern von Paris weist auch die am Mittwoch noch fieberhaft laufende Fahndung nach Najid Laachraoui hin. Der 24 Jahre alte Laachraoui gilt als „Sprengmeister“ der Terrorkommandos, er soll die Sprengstoffgürtel der Selbstmordattentäter von Paris hergestellt. Der in Belgien geborene Laachraoui war unter seinem Decknamen Soufiane Kayal am 9. September 2015 an der österreichisch-ungarischen Grenze kontrolliert worden. In seiner Begleitung waren Salah Abdeslam sowie der Algerier Mohamed Belkaid, der bei der Durchsuchung des Terroristenverstecks in Forest getötet wurde. Die französischen Ermittler gehen davon aus, dass Laachraoui und Belkaid die Anschläge in Paris von Brüssel aus koordinierten. Belkaid erhielt nachweislich eine SMS von den Bataclan-Attentätern am Abend des 13. November. „Wir sind los, wir fangen an“, stand in der SMS. Meldungen, wonach Laachraoui am Mittwoch gefasst worden sei, wurden zunächst nicht bestätigt.