Abgesagtes Länderspiel : Junger Mann unter Terrorverdacht
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Zwei Polizisten stehen am 17. November auf der Tribüne des Stadions in Hannover. Das Länderspiel Deutschland gegen die Niederlande war wegen eines drohenden Sprengstoffattentats von Islamisten abgesagt worden. Bild: dpa
Wegen des abgesagten Fußballländerspiels in Hannover wird gegen einen jungen Mann ermittelt. Dieser war an besagtem Abend offenbar als Ordner auf dem Stadiongelände - und nahm dort ein verdächtiges Video auf.
Im Zusammenhang mit dem abgesagten Fußball-Länderspiel in Hannover ist am Donnerstag eine Wohnung durchsucht worden. Die Bundesanwaltschaft teilte dazu am Freitag mit, „der Beschuldigte ist verdächtigt, gemeinsam mit weiteren, nicht näher bekannten Personen einen Anschlag auf das Fußballländerspiel“ geplant zu haben. Der Verdacht gegen den Schüler soll sich nach Informationen der Frankfurter Allgemeinen Zeitung bisher nicht erhärtet haben. Die Ermittlungen gegen ihn dauern jedoch an.
Nach einem Bericht der „Hannoverschen Allgemeinen Zeitung“ durchsuchten vermummte Polizeikräfte am Donnerstagmorgen drei Stunden lang eine von einer Frau und ihrem Sohn zur Miete bewohnte Wohnung im Hannoveraner Stadtteil Misburg. Der Sohn soll zunächst von der Polizei weg- und nach zwei Stunden wiedergebracht worden sein. Das Magazin „Der Spiegel“ hatte zuvor berichtet, es gebe einen „vage Spur“ zu dem 19 Jahre alten Schüler. Eine Lehrerin soll bei ihm eine Radikalisierung sowie Ausreisepläne nach Syrien bemerkt haben. Der Schüler habe gelegentlich im Hannoveraner Stadion als Ordner gearbeitet. Nach Informationen der F.A.Z. arbeitete der Schüler auch am Abend des abgesagten Länderspiels als Beschäftigter eines Dienstleisters im Stadionbereich.
Ausgangspunkt der Durchsuchung am Donnerstag soll ein etwa zehn Sekunden langes Video sein, das zwei Tage nach der Absage bei Instagram veröffentlicht wurde. Nach dem „Spiegel“-Bericht soll das Video einen Mann in DFB-Ordnerweste im bereits geräumten Stadion zeigen. In dem Clip seien die Formulierungen „pray for Raqqa“ – Raqqa ist die Hauptstadt des Islamischen Staates – und „al-Daula al-Islamija“ – die arabische Selbstbezeichnung des „Islamischen Staates“ – zu hören. Nach Informationen der F.A.Z. ist der 19 Jahre Schüler auf dem Video zu sehen. Er soll das Video auch selbst angefertigt haben.
Das geplante Länderspiel gegen die Niederlande war am 17. November kurzfristig abgesagt worden, nachdem der israelische Geheimdienst etwa zwei bis drei Stunden vor Spielbeginn eine konkrete Terrorwarnung an die deutschen Behörden übermittelt hatte. Demnach sollten insgesamt fünf Attentäter Sprengsätze zünden. Die Bomben würden mit einem zugangsberechtigten Fahrzeug in den Stadionbereich gebracht werden. Zudem solle eine Bombe in Stadionnähe und später auch eine am Hauptbahnhof gezündet werden, hieß es in der Warnung. Die Behörden hatten zuletzt mitgeteilt, kein Sprengstoff in Stadionnähe gefunden zu haben.
Marokko hat nach Angaben aus Sicherheitskreisen Haftbefehle gegen die mutmaßlichen Attentäter von Paris, Salah Abdeslam und Mohamed Abrini, erlassen. Wie am Freitag aus der Hauptstadt Rabat verlautete, befürchten die Behörden, dass beide in das nordafrikanische Land geflüchtet sind. Die Menschen im Land seien aufgerufen worden, den Behörden sämtliche Informationen über die Verdächtigen zu liefern. Nach beiden Männern wird bereits mit internationalem Haftbefehl wegen ihrer Beteiligung an den Anschlägen von Paris vom 13. November mit 130 Todesopfern gesucht.