Iran und Saudi-Arabien : Rivalen am Golf
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Das Verhältnis zwischen Iran und Saudi-Arabien ist so schlecht wie lange nicht mehr. Der Westen darf nicht zusehen, bis die Region in Flammen steht. Mit dem Werterigorismus sollte er es aber nicht übertreiben.
Noch vor ein paar Tagen flackerte ein kleines Licht der Hoffnung, dass es zu einer Annäherung zwischen Saudi-Arabien und Iran und zu einer Bewegung im Syrien-Konflikt kommen könne. Und nun ist festzustellen, dass das Verhältnis der beiden großen Mächte am Golf so schlecht ist wie seit Jahrzehnten nicht mehr; man muss damit rechnen, dass die vielen Konflikte in der Region, in denen der sunnitisch-schiitische Gegensatz eine Rolle spielt, noch unerbittlicher ausgetragen werden.
Die Aussicht auf einen Ausgleich zwischen Riad und Teheran und auf Zähmung ihrer Rivalität hatte freilich schon vor der Hinrichtung des schiitischen Predigers Nimr al Nimr eine schwache Grundlage. Dafür ist die Rivalität einfach zu tief verwurzelt. Zudem sieht das saudische Königshaus seit dem von ihm abgelehnten Atomabkommen mit Iran seine Felle davonschwimmen. Nun hat es die arabisch-sunnitische Front wieder geschlossen, und trotz der allgemeinen Erregung sieht es so aus, als sei Iran wieder in die Isolation zurückgestoßen.
War die Hinrichtung ein Akt kalter Berechnung oder Ausfluss von Panik? Der Mittlere Osten bestätigt jedenfalls gleich zu Jahresbeginn seinen Ruf als Totengräber des Interessenausgleichs über konfessionelle und ethnische Grenzen hinweg. Das darf aber nicht dazu führen, dass etwa der Westen seine Bemühungen aufgibt, die Lage zu beruhigen. Er darf nicht zusehen, bis die ganze Region in Flammen steht.
In puncto Werterigorismus sollte er es allerdings nicht übertreiben. Wer fordert, die Wirtschaftsbeziehungen zu Saudi-Arabien einzustellen, ist nicht von dieser Welt. Es dürfte dann auch keine zu China geben und einen Neuanfang mit Iran auch nicht. Auch dort üben Henker ihr „Handwerk“ aus.