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Kommentar zur Zukunft der CDU : Weder Mauern noch Atomkraftwerke

Welchen Kurs schlägt die CDU künftig ein? Bild: EPA

Der angeblich drohende „Rechtsruck“ der CDU ist ein Popanz. Doch kann auch nicht einfach die Merkel-Linie fortgesetzt werden. Es muss einen klaren Einschnitt geben.

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          Die Lust am Gruseln scheint Deutschland nicht mehr loszulassen, was sich nicht nur daran zeigt, dass der Reformation immer öfter mit einem zahnlückigen Kürbis gedacht wird. In Berlin und in einigen Landeshauptstädten geht jetzt und vermutlich noch den ganzen November über ein noch schrecklicheres Gespenst um: der drohende „Rechtsruck“ der CDU. Manche Reaktionen auf die Kandidaturen von Friedrich Merz und Jens Spahn fallen so aus, als wolle der eine die Republik mindestens zurück in die fünfziger Jahre führen und der andere ein deutscher Orbán werden. Beides ist natürlich Unsinn. Merz hat nicht vor, den Mindestlohn zum Maximallohn zu erklären. Spahn will weder Wehrpflichtige an die Grenzen werfen noch die Ehe für alle abschaffen.

          Doch für eine schlichte Verlängerung der Merkel-Linie steht in der Tat keiner der beiden. Diese Zäsur aber wird es geben müssen, wenn die CDU nicht weiter Wähler verlieren will. Selbst wenn Spahn das Rennen machte, was nach Lage der Dinge am unwahrscheinlichsten erscheint, käme es kaum zu der „Achsenverschiebung“, vor der der mächtige Landesfürst Laschet warnt. Die CDU kann nur Volkspartei bleiben, wenn sie in der Mitte bleibt.

          Spahn hat die Sorge adressiert

          Doch darf sie eben nicht nur die linke Mitte bedienen. Sie muss auch den Bürgern, die sich als rechte Mitte betrachten, wieder zu einer Heimat werden. Dazu brauchte man nicht an den Grenzen acht Meter hohe Mauern errichten und neue Atomkraftwerke bauen. Doch muss die Befürchtung entkräftet werden, die CDU und eine von ihre getragene Regierung schaue einer Selbstaufgabe des Staates und der eigenen Kultur taten- und teilnahmslos zu.

          Spahn hat diese Sorge adressiert und sich damit als rechter Flügelmann des Kandidatentrios positioniert. Merz konnte zurückhaltender auftreten, weil ihm auch seine Anhänger, für die er der CDU-Messias ist, ohnehin alles zutrauen. Er könnte freilich für jene, die sich von ihm einen nationaleren Kurs in der Europapolitik erwarten, zu einer Überraschung werden. Selbst für den nach wie vor starken Merkel-Flügel in der CDU wäre Merz leichter zu akzeptieren als Spahn. Die Favoritin des Merkel-Lagers heißt aber natürlich Annegret Kramp-Karrenbauer. Sie wird den von vielen unterstützten Merz nur überflügeln können, wenn es ihr gelingt, mit eigenen Positionen zu unterstreichen, dass sie kein Merkel-Klon ist. Das ist sie nicht, muss es nun aber auch beweisen.

          Berthold Kohler
          Herausgeber.

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